Deutsche Tageszeitung - Niedersachsen weist Vorwürfe des Bundesagrarministers zurück

Niedersachsen weist Vorwürfe des Bundesagrarministers zurück


Niedersachsen weist Vorwürfe des Bundesagrarministers zurück
Niedersachsen weist Vorwürfe des Bundesagrarministers zurück / Foto: ©

Im Skandal um verseuchte Eier hat Niedersachsen Vorwürfe von Bundesagrarminister Christian Schmidt (CSU) über eine unzureichende Informationspolitik zurückgewiesen. Der niedersächsische Landwirtschaftsminister Christian Meyer (Grüne) warf Schmidt in einem aktuellen Interview) ein "Ablenkungsmanöver" vor, "um das eigene Versagen im Eier-Skandal zu kaschieren". Der CSU-Politiker hatte den Verdacht geäußert, die Landesregierung in Hannover habe wochenlang Informationen über verseuchte Eier nicht an die zuständigen Kontrollstellen weitergegeben.

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Grünen-Minister Meyer sagte, bei den von Schmidt erwähnten Proben vom Mai dieses Jahres handele es sich um "übliche Eierproben, die regelmäßig entnommen werden, die aber erst Anfang August im Zuge des Fipronil-Skandals auf Veranlassung Niedersachsens auf das Insektizid getestet worden sind". Das Land habe "offensiv und weitsichtig aufgeklärt und informiert".

Schmidt erhob seine Vorwürfe nach Angaben der Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland in einem Schreiben an Meyer. Der CSU-Politiker verweist darin unter anderem auf einen Untersuchungsbericht des niedersächsischen Landesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit aus einem der betroffenen niedersächsischen Produktionsbetriebe.

Darin werde "ein Rückstandsgehalt an Fipronil von 0,45 mg/kg" attestiert, schreibt Schmidt demnach. Die Probenahme sei bereits am 17. Mai 2017 erfolgt. "Wir sind darüber erst in der vergangenen Woche informiert worden."

Dies werfe die Frage auf, "ob es in Ihrem Verantwortungsbereich weitere Proben gibt, die weiter zurückreichen und nicht weitergegeben wurden", schreibt Schmidt demnach weiter. Er forderte von Meyer "zeitnahe Erläuterungen".

Der Skandal hat seinen Ursprung in Belgien und den Niederlanden. Die belgische Firma Poultry-Vision lieferte ein mit Fipronil gepanschtes Desinfektionsmittel an die niederländische Reinigungsfirma Chickfriend, die es anschließend offenbar in den Ställen von Legehennen einsetzte.

Niederländische Betriebe exportierten belastete Eier in zahlreiche europäische Länder, besonders viele nach Deutschland - nach Angaben des Bundeslandwirtschaftsministeriums 10,7 Millionen. Auch in Hongkong wurden laut EU-Kommission inzwischen Fipronileier aus den Niederlanden entdeckt.

Nach Angaben der niederländischen Gesundheitsministerin Edith Schippers waren erste Hinweise auf Fipronilgebrauch in niederländischen Legehennenbetrieben schon Ende 2016 aufgetaucht. Damals habe es aber keinen Verdacht gegeben, dass auch Eier belastet sein könnten.  (W.Budayev--DTZ)