Deutsche Tageszeitung - Transparency mahnt im Wahljahr Reform der Politikfinanzierung an

Transparency mahnt im Wahljahr Reform der Politikfinanzierung an


Transparency mahnt im Wahljahr Reform der Politikfinanzierung an
Transparency mahnt im Wahljahr Reform der Politikfinanzierung an / Foto: ©

Im internationalen Korruptionsindex von Transparency International steht Deutschland recht gut da - dennoch sieht die Organisation Reformbedarf. So müsse die Politikfinanzierung in Deutschland transparenter gestaltet werden, forderte der Deutschland-Chef von Transparency, Hartmut Bäumer, am Donnerstag anlässlich der Vorstellung des diesjährigen Korruptionsindex in Berlin. Derzeit flössen Parteispenden zu häufig an den gesetzlichen Offenlegungspflichten vorbei und die Parteien nutzten Gesetzeslücken aus.

Textgröße ändern:

Im neuen Korruptionswahrnehmungsindex von Transparency belegt Deutschland wie im Vorjahr den neunten Platz unter 179 Staaten. Diese vergleichsweise gute Platzierung dürfe allerdings "nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir bessere Regeln für die Parteienfinanzierung und für den Lobbyismus brauchen", erklärte Bäumer. "Angesichts der bevorstehenden Bundestagswahl sollten die Parteien hier schnell die Initiative ergreifen."

Bäumer kritisierte illegale Parteispenden, intransparentes Sponsoring, zweckentfremdete Steuermittel und gestückelte Wahlkampfspenden. Die Organisation schlug vor, dass Parteien, Fraktionen und parteinahe Stiftungen ihre Finanzflüsse regelmäßig in einem Politikfinanzierungsbericht offenlegen.

Transparency formulierte auch eine Reihe von Forderungen: Parteiensponsoring müsse künftig wie Parteispenden behandelt werden, Parteispenden müssten gedeckelt und auch schon bei niedrigen Beträgen veröffentlicht werden, zudem müssten die Rechenschaftsberichte der Parteien "zeitnah" veröffentlicht werden.

Es sei "nicht nachvollziehbar, warum Spenden erst ab 10.000 Euro in den Rechenschaftsberichten der Parteien auftauchen - und das, sofern sie unter 50.000 Euro bleiben, erst eineinhalb Jahre später", erklärte Bäumer. Daher müsse die Veröffentlichungsschwelle für Parteispenden auf 2000 Euro gesenkt werden. Zuwendungen an Parteien sollten auf 50.000 Euro pro Spender oder Sponsor, Jahr und Partei gedeckelt werden.

Insgesamt wurden für den aktuellen Korruptionsindex von Transparency 179 Länder untersucht und bewertet. Die Skala reicht von 100, wenn keinerlei Korruption wahrgenommen wird, bis 0, was ein Höchstmaß an wahrgenommener Korruption bedeutet. Deutschland kam wie im vergangenen Jahr auf 80 Punkte.

Auf Platz eins landeten mit 88 Punkten Dänemark und Neuseeland. Der Durchschnitt aller Länder betrug 43 Punkte. Globale Schlusslichter waren die Krisenländer Syrien, Südsudan und Somalia.

Transparency International erstellt den Korruptionswahrnehmungsindex jedes Jahr auf Basis von internationalen Analysen und Umfragen zur Korruption. Der Index misst, wie die Korruption in Wirtschaft, Politik und Verwaltung wahrgenommen wird.

(W.Uljanov--DTZ)

Empfohlen

China: Wirtschaft im dritten Quartal um 4,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gewachsen

Chinas Wirtschaft ist nach Angaben aus Peking im dritten Quartal um 4,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gewachsen. Das Bruttoinlandsprodukt sei im dritten Quartal "um 4,6 Prozent" gestiegen, erklärte das Nationale Statistikamt am Freitag und verwies auf ein "kompliziertes und schwerwiegendes externes Umfeld" und "neue Probleme bei der inländischen wirtschaftlichen Entwicklung". Es handelt sich um das schwächste Wachstum der letzten eineinhalb Jahre.

Studie zu Pilotprojekt Viertagewoche wird in Düsseldorf präsentiert

Seit Anfang des Jahres lief sechs Monate lang das Pilotprojekt Viertagewoche in Deutschland - am Freitag (11.00 Uhr) werden die Ergebnisse der begleitenden wissenschaftlichen Studie in Düsseldorf präsentiert. Untersucht wurden etwa die Auswirkungen der Arbeitszeitverkürzung auf die Gesundheit der Beschäftigten oder auf ihre Produktivität. Dafür führten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Interviews, werteten Fitnesstracker aus und testeten Haarproben auf das Stresshormon Cortisol.

Tarifgespräche in der Geld- und Werttransportbranche erneut gescheitert

In den von Streiks begleiteten Tarifverhandlungen für die Beschäftigten im Geld- und Werttransportgewerbe sind die Gespräche zwischen der Gewerkschaft Verdi und den Arbeitgebern erneut gescheitert. Wie beide Seiten am Donnerstag mitteilten, beendete der Arbeitgeberverband BDGW die eigentlich bis Freitag angesetzten Gespräche bereits am Donnerstag nach kurzer Zeit. Verdi hatte parallel zu den Gesprächen zum Ausstand am Donnerstag und Freitag aufgerufen.

US-Finanzministerin: Trumps Zollpläne "völlig fehlgeleitet"

US-Finanzministerin Janet Yellen hält die Pläne des republikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump für drastische Zollerhöhungen auf Importe für "völlig fehlgeleitet". In am Donnerstag vorab verbreiteten Auszügen einer Rede, die sie in New York halten wollte, wendet sich Yellen entschieden gegen die wirtschaftspolitischen Pläne des Republikaners, der bei der Präsidentschaftswahl am 5. November wiedergewählt werden will.

Textgröße ändern: