IOC stellt olympische Zukunft des Boxens infrage
Das IOC stellt die olympische Zukunft des Boxens öffentlich infrage, weil ihm der Reformprozess im skandalumwitterten Weltverband zu langsam verläuft. Schon für Paris 2024 könnte das Boxen, das seit 1904 Bestandteil der Sommerspiele ist, aus dem Programm fliegen, sollte die AIBA die verbandsinternen Probleme nicht lösen. Damit drohte der Generalsekretär des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), Christophe de Kepper, in einem Brief an Präsident Umar Kremlew.
Der Amateurbox-Weltverband war wegen Misswirtschaft und Korruption beim IOC in Ungnade gefallen. Das olympische Turnier in Tokio durfte die AIBA nicht mehr organisieren. De Kepper schrieb nun von "vielen ungelösten Bedenken". Zwar erkennt das IOC seit der Suspendierung des Verbandes im Sommer 2019 im Bereich "Good Governance" Schritte in die richtige Richtung, doch seien viele Fragen ungeklärt, wie auch bei den Finanzen und dem Schiedsrichterwesen.
Den Ausschluss einer Sportart aus dem olympischen Programm kann seit Kurzem das Exekutivkomitee des IOC verfügen, die Zustimmung der Vollversammlung ist dafür nicht mehr nötig. Neben dem Boxen muss auch das Gewichtheben nach den Skandalen im Weltverband IWF um seine Zukunft bei Sommerspielen bangen.
Der Box-Weltverband reagierte umgehend auf den De-Kepper-Brief aus Lausanne und versicherte, dass die angestoßenen "Reformen dazu führen werden, dass die vom IOC festgelegten Kriterien für die Wiedereingliederung erfüllt und sogar übertroffen" werden. Gemeinsam mit "unabhängigen Experten" arbeite der Verband daran. So ist der renommierte kanadische Sportrechtler Richard McLaren damit beauftragt, eine unabhängige Untersuchung über das Schiedsrichterwesen und die Kampfrichterei durchzuführen. Sein Bericht wird am 30. September erwartet.
(G.Khurtin--DTZ)