Deutsche Tageszeitung - Debatte um Corona-Impfungen für Jugendliche flammt wieder auf

Debatte um Corona-Impfungen für Jugendliche flammt wieder auf


Debatte um Corona-Impfungen für Jugendliche flammt wieder auf
Debatte um Corona-Impfungen für Jugendliche flammt wieder auf / Foto: ©

Angesichts der Ausbreitung der neuen Delta-Variante des Coronavirus flammt die Diskussion um Schutzimpfungen für Jugendliche in Deutschland wieder auf. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) forderte die Ständige Impfkommission (Stiko) am Wochenende auf, sich für Immunisierungen von Jugendlichen auszusprechen. Auch SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach bekräftigte erneut die Position, Jugendliche schnell zu impfen.

Textgröße ändern:

Schülerimpfungen seien das "das wirksamste Mittel" gegen die sich rasch ausbreitende Delta-Variante des Coronavirus, sagte Söder der "Bild am Sonntag". In jüngeren Altersgruppen seien die Inzidenzzahlen am höchsten. Die Stiko solle daher dringend überlegen, wann sie Schutzimpfungen für Jugendliche empfehle. Dann könne schnell gezielt an Schulen geimpft werden.

Das unabhängige Expertengremium empfiehlt Corona-Impfungen für Menschen im Alter zwischen zwölf und 17 Jahren bislang nur für Jugendliche mit bestimmten Vorerkrankungen, da für sie nur sehr geringe Gesundheitsrisiken bestehen. Impfungen der Altersgruppe mit Blick auf eine allgemeine Durchimpfungsrate der Bevölkerung lehnte die Kommission aus medizinischer Sicht ab. Unterstützung erhielt sie von der Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin.

Dagegen bekräftigte der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach am Wochenende in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" seine Forderung nach schnellen Impfungen auch für Kinder. Sie könnten dadurch nach den Ferien "in ein weitgehend normales Schuljahr starten", sagte Lauterbach in einem Doppel-Interview mit dem Mediziner Nikolaus Haas. Dieser widersprach dem SPD-Politiker. Haas verwies unter anderem auf Erkenntnisse, wonach auch die Delta-Variante für Kinder nicht gefährlicher sei als andere.

Dies zeigten Daten zum Corona-Geschehen aus Israel und England, sagte der Direktor der Abteilung für Kinderkardiologie und Intensivmedizin am Klinikum der Universität München. Zudem sei bekannt, "dass Ausbrüche in Schulen gleichzeitig mit Ausbrüchen in den Gemeinden passieren". Das Virus werde durch Erwachsene in die Schulen getragen, so die Schlussfolgerung des Mediziners.

Der deutsche Hausärzteverband beklagte derweil einen "enormen Mehraufwand" durch die jüngste Stiko-Empfehlung zur sogenannten Kreuzimpfung nach einer Erstimmunisierung mit dem Präparat des Herstellers Astrazeneca. Laut aktualisierter Vorgabe sollen sie bei einer Zweitimpfung nun standardmäßig eine zweite Spritze mit einem alternativen mRNA-Vakzin anderer Hersteller erhalten. Dies hat unter anderem auch zur Folge, dass der Mindestabstand zwischen den beiden Schutzimpfungen sich erheblich reduziert.

"Die Ad-hoc-Anpassung der Empfehlung hat bereits am ersten Tag in vielen Praxen für einen enormen Mehraufwand gesorgt", sagte der Bundesvorsitzende des Deutschen Hausärzteverbands, Ulrich Weigeldt, den RND-Zeitungen vom Samstag. Patienten seien verunsichert und wollten Termine vorziehen. Für die Betroffenen mache es gerade mit Blick auf die Sommerferien "einen großen Unterschied, ob sie neun bis zwölf Wochen auf ihre Zweitimpfung warten oder nur vier". Logistische Herausforderungen seien hoch.

Die Mitteilung der Stiko werfe zudem noch Fragen auf, etwa was die Empfehlung für bereits zweimal mit Astrazeneca geimpfte Menschen bedeute und was bei Kreuzimpfungen der maximale Abstand zwischen Erst- und Zweitimpfung sei. Dies sei bislang nicht definiert worden.

Die Bundesländer hatten am Freitag zugesagt, die am Vortag veröffentlichte neue Stiko-Empfehlung zu Kreuzimpfungen sofort umzusetzen. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) nannte die Kreuzimpfung "besonders wirksam". Es gibt inzwischen erste wissenschaftliche Studien, die dies belegen. Außerdem kann wegen des kürzeren Abstands zwischen erster und zweiter Dosis früher ein Schutz gegen die sich ausbreitende Delta-Variante des Coronavirus erreicht werden, die besonders ansteckend ist.

(W.Novokshonov--DTZ)

Empfohlen

Nordkorea weist Berichte über Entsendung von Soldaten für Ukraine-Einsatz zurück

Nordkorea hat Berichte über eine Entsendung seiner Soldaten nach Russland zum Einsatz in der Ukraine als "unbegründete Gerüchte" zurückgewiesen. Die von Südkorea erhobenen Anschuldigungen zielten darauf ab, "dem Ansehen der Demokratischen Volksrepublik Korea zu schaden, und die legitimen und freundschaftlichen Beziehungen zwischen zwei souveränen Staaten zu untergraben", sagte der Vertreter Nordkoreas unter Verwendung des offiziellen Namens seines Landes am Montag beim Treffen eines Ausschusses der Generalversammlung der Vereinten Nationen in New York.

Steuerschätzung: FDP-Fraktionschef fordert soliden Haushalt für 2025

Zum Auftakt der Steuerschätzung hat der FDP-Fraktionsvorsitzende Christian Dürr von den Koalitionspartnern die Fortsetzung des Konsolidierungskurses in der Haushaltspolitik gefordert. "Sicherlich ist es so, dass die Bäume nicht mehr in den Himmel wachsen.", sagte er dem Nachrichtenportal Politico nach Angaben vom Dienstag. "Das Wichtigste ist, dass wir am Ende ein soliden Bundeshaushalt hinbekommen."

Israel: 300 Hisbollah-Ziele im Libanon angegriffen

Nach der Ausweitung der israelischen Angriffe auf die Finanzstruktur der Hisbollah im Libanon hat Israel nach eigenen Angaben rund 300 Ziele der Miliz angegriffen. "Allein in den letzten 24 Stunden wurden circa 300 Ziele getroffen, erklärte das Militär am Montag. Demnach war bei Angriffen auf die Finanzfirma Al-Kard Al-Hassan auch ein Bunker, in dem Bargeld und Gold im Wert von dutzenden Millionen Dollar gelagert wurden.

Putin empfängt zum Brics-Gipfel im russischen Kasan

Rund 20 Staats- und Regierungschefs treffen sich ab Dienstag in Russland zum Gipfel der sogenannten Brics-Gruppe. An dem dreitägigen Treffen in Kasan im Südwesten des Landes werden neben Kreml-Chef Wladimir Putin voraussichtlich unter anderem UN-Generalsekretär António Guterres, Chinas Präsident Xi Jinping und der iranische Präsident Massud Peseschkian teilnehmen. Erwartet werden zudem den indischen Regierungschef Narendra Modi und der türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan.

Textgröße ändern: