Deutsche Tageszeitung - Trump setzt inmitten der Russland-Affäre auf neues Presseteam

Trump setzt inmitten der Russland-Affäre auf neues Presseteam


Trump setzt inmitten der Russland-Affäre auf neues Presseteam
Trump setzt inmitten der Russland-Affäre auf neues Presseteam / Foto: ©

Neuer Medienstab, alte Probleme: Wenige Tage vor wichtigen Anhörungen zur Russland-Affäre versucht US-Präsident Donald Trump mit einem Umbau seines Presseteams wieder in die Offensive zu kommen. Der Finanzinvestor Anthony Scaramucci wurde zum neuen Kommunikationsdirektor des Weißen Hauses ernannt. Pressesprecher Sean Spicer wird durch seine bisherige Stellvertreterin Sarah Huckabee Sanders ersetzt. Der wegen der Russland-Affäre schwer in Bedrängnis geratene Präsident verwies unterdessen auf sein Recht zur Begnadigung.

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Scaramucci ließ zum Amtsantritt keinen Zweifel an seiner Loyalität: Einen Tag nach seiner Ernennung entfernte er alte Twitter-Botschaften, die sich kritisch mit Trumps Politik auseinandersetzten. "Volle Transparenz: Ich lösche alte Tweets. Frühere Ansichten haben sich weiterentwickelt und sollten keine Ablenkung darstellen", schrieb Scaramucci am Samstag in dem Kurzbotschaftendienst.

Zu den gelöschten Tweets zählen Aussagen zu den Themen illegale Einwanderung, Klimawandel, Islam und Waffenbesitz, bei denen Scaramucci andere Ansichten als Trump vertrat. Er stehe nun im Dienst der Agenda des Präsidenten und das sei "alles, was zählt", erklärte Scaramucci. Bereits am Freitag hatte Scaramucci betont, der Präsident leiste einen "phänomenalen Job". Dies müsse "aggressiver" als bislang an die Öffentlichkeit getragen werden.

Trumps viel kritisierter Pressesprecher Spicer nahm derweil seinen Hut, offenbar aus Protest gegen die Ernennung Scaramuccis. Huckabee Sanders übernimmt seinen Posten im August. Die 34-jährige Tochter des republikanischen Ex-Gouverneurs Mike Hukkabee hatte Spicer bereits in den vergangenen Wochen immer öfter bei den Pressekonferenzen im Weißen Haus vertreten.

Wegen der Affäre um dubiose Russland-Kontakte während des Wahlkampfs steht die Trump-Regierung seit ihrem Antritt vor sechs Monaten massiv unter Druck. US-Justizminister Jeff Sessions geriet durch neue Enthüllungen über seine Russland-Kontakte noch stärker in Bedrängnis.

Entgegen seiner bisherigen Darstellung habe Sessions vor der Präsidentschaftswahl 2016 mit dem russischen Botschafter in Washington auch über wahlkampfrelevante politische Themen gesprochen, berichtete die "Washington Post" unter Berufung auf US-Behördenquellen.

Zwei der engsten Vertrauten des Präsidenten müssen sich in der kommenden Woche zu den Russland-Kontakten des Trump-Teams befragen lassen. Trumps Schwiegersohn und Berater Jared Kushner wird am Montag vor dem Geheimdienstausschuss des Senats aussagen. Am Mittwoch müssen dann der Präsidenten-Sohn Donald junior und Trumps früherer Wahlkampfmanager Paul Manafort vor dem Justizausschuss des Senats Rede und Antwort stellen.

Hintergrund ist das Treffen von Trump junior, Kushner und Manafort mit der russischen Anwältin Natalia Weselnizkaja im Juni 2016. Der Sohn des US-Präsidenten hatte zugegeben, dass er darauf gehofft hatte, belastendes Material über die damalige Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton zu erhalten. Neben den Kongressausschüssen befassen sich auch das FBI und der vom Justizministerium eingesetzte Sonderermittler Robert Mueller mit den mutmaßlich illegalen Russland-Kontakten.

Trump erinnerte am Samstag daran, dass er als US-Präsident die Befugnis zu Begnadigungen habe. Derzeit gebe es dafür aber keinen Anlass, einen solchen Schritt in Betracht zu ziehen, schrieb er auf Twitter.

Die "Washington Post" hatte zuvor berichtet, Trump lasse sondieren, wie er die Untersuchung Muellers ausbremsen könne. Trump wolle unter anderem wissen, ob er die Vollmacht habe, Verwandte, Mitarbeiter oder auch sich selbst zu begnadigen, berichtete die Zeitung unter Berufung auf Insider. Die oppositionellen Demokraten reagierten alarmiert und bezeichneten den Bericht als "extrem beunruhigend".

(M.Dylatov--DTZ)