Auschwitz-Überlebende warnen am Holocaust-Gedenktag vor neuem Antisemitismus
Das Schicksal der in NS-Vernichtungslagern ermordeten Kinder stand im Mittelpunkt mehrerer Online-Gedenkfeiern, die am Mittwoch anlässlich des 76. Jahrestags der Befreiung von Auschwitz stattgefunden haben. Holocaust-Überlebende richteten sich in den Gedenkfeiern vor allem an junge Menschen und verurteilten das Wiederaufflammen von Antisemitismus und Rassismus. Die Auschwitz-Überlebende Anita Lasker-Wallfisch appellierte eindringlich daran, die Erinnerung an die NS-Judenverfolgung wach zu halten.
Lasker-Wallfisch rief junge Menschen dazu auf, "Brücken zu bauen" und den Austausch miteinander zu suchen. Es gebe mehr, was die Menschen verbinde als was sie trenne, sagte die 95-jährige Auschwitz-Überlebende.
Insgesamt wurden während der NS-Herrschaft 232.000 Kinder nach Auschwitz deportiert, unter ihnen 216.000 Juden. 11.000 der Kinder gehörten den Sinti und Roma an, 3000 waren Polen. Auch Kinder aus Russland, der Ukraine und anderen Regionen waren nach Angaben des Museums Auschwitz-Birkenau in dem Lager inhaftiert. Die meisten der Kinder wurden ermordet.
Zdzislawa Wlodarczyk, die Auschwitz als Kind überlebte, erinnerte bei der Gedenkfeier daran, dass die Nationalsozialisten auch Babys ermordeten. "Es wurden Kinder im Lager geboren, doch sie durften nicht leben, denn sie wurden an Ort und Stelle ermordet", sagte die heute 88-Jährige. "Sie hatten keine Namen, sie hatten nicht einmal Nummern. Wie viele dieser Kinder starben? Warum? Waren Sie Feinde des Dritten Reiches?"
Auschwitz-Birkenau war das größte der NS-Vernichtungslager. Vor 76 Jahren wurde es von sowjetischen Truppen befreit. In dem deutschen Lager im damals besetzten Polen wurden etwa 1,1 Millionen Menschen von den Nationalsozialisten ermordet. Seit 2006 wird am 27. Januar im Rahmen des internationalen Holocaust-Gedenktags weltweit mit Gedenkveranstaltungen, Ausstellungen, Konferenzen und Gebeten an die Opfer der nationalsozialistischen Judenvernichtung erinnert. Wegen der Corona-Pandemie fand das Gedenken in diesem Jahr größtenteils digital statt.
(I.Beryonev--DTZ)