Hongkonger Medienunternehmer Lai vor Gericht erschienen
Der bekannte Hongkonger Medienunternehmer und Demokratie-Aktivist Jimmy Lai ist am Samstagmorgen vor Gericht erschienen. Dem 73-Jährigen wird "Absprache mit ausländischen Mächten zur Gefährdung der nationalen Sicherheit" zur Last gelegt, wie die Polizei der chinesischen Sonderverwaltungszone mitteilte. Verstöße gegen das sogenannte Sicherheitsgesetz können mit lebenslanger Haft bestraft werden.
Die Staatsanwaltschaft sagte dem Gericht, dass Lai zwischen Juli und Dezember gegen das Sicherheitsgesetz verstoßen habe, indem er ausländische Staaten oder Organisationen aufgefordert habe, Sanktionen gegen Peking zu verhängen. Lai, der im Anzug erschien und vollkommen ruhig wirkte, erkannte die Anklage an. Sein Antrag auf Freilassung gegen Kaution wurde abgelehnt.
Lai ist Eigentümer der pro-demokratischen Boulevardzeitung "Apple Daily". Laut Gerichtsunterlagen wird ihm und seinen Mitarbeitern vorgeworfen, das Verlagsgebäude in der chinesischen Sonderverwaltungszone für Zwecke genutzt zu haben, die nicht im Mietvertrag vorgesehen sind.
Bereits im April hatte die Polizei die Geschäftsräume der "Apple Daily" durchsucht und Lai sowie mehrere seiner Mitarbeiter unter Berufung auf das chinesische Sicherheitsgesetz zu Hongkong wegen des Verdachts auf "geheime Zusammenarbeit mit ausländischen Kräften" festgenommen. Angeklagt wurden Lai und seine Mitarbeiter damals aber nicht.
Das im Juni verhängte Gesetz erlaubt den Behörden in Hongkong ein hartes Vorgehen gegen alle Aktivitäten, die nach ihrer Auffassung die nationale Sicherheit bedrohen, und greift massiv in die Autonomierechte Hongkongs ein. Es war unter dem Eindruck der pro-demokratischen Proteste des vergangenen Jahres erlassen worden.
Lai wird von der Hongkonger Justiz bereits wegen seiner Beteiligung an den pro-demokratischen Protesten strafrechtlich verfolgt. In chinesischen Staatsmedien wird der Unternehmer immer wieder als Verräter oder "schwarze Hand" präsentiert.
(V.Korablyov--DTZ)