Erster internationaler Hilfskonvoi erreicht umkämpfte äthiopische Region Tigray
Erstmals seit Beginn der äthiopischen Militäroffensive in Tigray hat ein Konvoi mit internationalen Hilfslieferungen die umkämpfte Region erreicht. Wie das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) am Samstag mitteilte, wurde die Lieferung in Abstimmung mit den äthiopischen Behörden organisiert. Auch das Äthiopische Rote Kreuz beteiligte sich demnach daran.
Der Konvoi bestand den Angaben zufolge aus sieben Lastwagen, die Medikamente und medizinische Ausrüstung für die Behandlung von mehr als 400 Menschen in die Regionalhauptstadt Mekele brachten. Die Hilfslieferung kommt dem Hauptstadtkrankenhaus, dem regionalen Gesundheitsamt und der Apotheke des äthiopischen Roten Kreuzes zugute.
Das Krankenhaus hatte seine Intensivstation und den Operationssaal schließen müssen, weil medizinische Ausrüstung und Treibstoff für die Generatoren ausgegangen waren. Zugleich mussten die Ärzte Ende November immer mehr Verletzte behandeln.
"Dieser medizinische Hilfskonvoi wird dazu beitragen, die Vorräte aufzufüllen, den Patienten zu helfen und die Zahl der schwierigen Entscheidungen über Leben und Tod zu reduzieren", erklärte der Regionaldirektor des IKRK für Afrika, Patrick Youssef. Die Lieferung beinhaltete laut IKRK auch Decken, Kleidung, Kochutensilien und Seife für rund 100 Familien.
Die internationale Gemeinschaft hatte seit Wochen humanitären Zugang zu der Krisenregion gefordert, die seit dem Beginn des Konflikts Anfang November praktisch vom Rest der Welt abgeschnitten war.
Anfang Dezember hatte die UNO mitgeteilt, sie habe mit der äthiopischen Regierung eine Übereinkunft erzielt, die "bedingungslosen Zugang für humanitäre Hilfe" garantiere. Das Abkommen scheiterte jedoch, da Addis Adeba darauf bestand, in dieser Angelegenheit die Federführung zu behalten. Die äthiopische Regierung will offenbar verhindern, dass Außenstehende eine führende Rolle bei den Hilfsbemühungen spielen.
Am Freitagabend brachte die UNO ihre wachsende Besorgnis über die Notlage von eritreischen Flüchtlingen in Tigray zum Ausdruck. Sie erbat dringenden Zugang zu den rund 100.000 Menschen in vier Flüchtlingslagern. Das UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) teilte mit, es habe "eine überwältigende Anzahl beunruhigender Berichte" über eritreische Flüchtlinge in Tigray erhalten, die getötet oder entführt und mit Gewalt nach Eritrea zurückgebracht worden seien.
Der äthiopische Regierungschef Abiy Ahmed hatte Anfang November Truppen in die abtrünnige Region Tigray im Norden des Landes entsandt. Ende November verkündete er die Einnahme der Regionalhauptstadt Mekele. Die bisher in Tigray regierende Volksbefreiungsfront TPLF kündigte jedoch an, sie werde den Kampf fortsetzen.
Mehrere tausend Menschen sind nach Schätzungen der auf Konflikte spezialisierten International Crisis Group (ICG) bei den Kämpfen in Äthiopien bisher getötet worden. Fast 50.000 flüchteten demnach in den Sudan.
(S.A.Dudajev--DTZ)