Deutsche Tageszeitung - In Linkspartei bricht Streit über außenpolitischen Kurswechsel aus

In Linkspartei bricht Streit über außenpolitischen Kurswechsel aus


In Linkspartei bricht Streit über außenpolitischen Kurswechsel aus
In Linkspartei bricht Streit über außenpolitischen Kurswechsel aus / Foto: ©

In der Linkspartei gibt es heftigen Widerstand gegen das Vorhaben führender Parteivertreter, mit einem außenpolitischen Kurswechsel Hindernisse für eine Koalition mit SPD und Grünen aus dem Weg zu räumen. In einem am Montag bekannt gewordenen Positionspapier verlangen die Unterzeichner ein Festhalten an bisherigen Kernpositionen: einen Austritt aus den militärischen Strukturen der Nato, ein Ende aller Auslandseinsätze der Bundeswehr und ein Verbot von Rüstungsexporten.

Textgröße ändern:

Diese Positionen gelten in der Außenpolitik bislang als Haupthindernis für eine Regierungsbeteiligung der Grünen. Die Unterzeichner sehen in diesen Positionen allerdings einen "Markenkern" der Linken, den es aus Glaubwürdigkeitsgründen zu bewahren gelte, heißt es in dem Papier, das AFP vorliegt. Die Unterzeichner stammen vor allem vom linken Parteiflügel.

"Eine Regierungsbeteiligung einer Linken, die dafür friedenspolitische Grundsätze über Bord wirft, ist nicht erstrebenswert", resümieren die Unterzeichner. Sie werfen einigen nicht namentlich genannten Parteivertretern vor, den "Gründungskonsens" der Linken in Frage zu stellen und eine "bedingungslose Koalitionsbereitschaft in Richtung SPD und Grüne" zu signalisieren.

Über das Papier hatte zuerst der "Spiegel" berichtet. Unterzeichner sind rund 30 Bundestagsabgeordnete - fast die Hälfte der Fraktion. Auch Landesvorsitzende aus acht westlichen Bundesländern haben unterzeichnet.

Auslöser waren unter anderem die jüngsten Äußerungen von Gregor Gysi, dem außenpolitischen Sprecher der Linksfraktion im Bundestag. Er hatte vergangene Woche in einem RND-Interview gefordert, außenpolitische Hindernisse für eine rot-rot-grüne Koalition aus dem Weg zu räumen. Gysi forderte seine Partei zu Kompromissen bei Auslandseinsätzen der Bundeswehr auf und stellte sich gegen einen Austritt aus der Nato.

Der "Gründungskonsens" der Linken sei, "die Bundeswehr aus allen Auslandseinsätzen zurückzuholen und Rüstungsexporte generell zu verbieten", halten nun allerdings die Unterzeichner des Positionspapiers entgegen. Zum Gründungskonsens zähle auch, die "Auflösung der Nato durch konkrete Schritte mit zu befördern". Die Nato sei "weg von der formalen Bündnisverteidigung zu einem globalen Kriegsführungsbündnis" umgebaut worden, kritisieren sie.

Einer der Unterzeichner, der Bundestagsabgeordnete Lorenz Gösta Beutin, warnte gegenüber der Nachrichtenagentur AFP: "Auf keinen Fall darf eine Regierungsbeteiligung der Linken zum leichtsinnigen Verlust der pazifistischen Identität der Partei führen."

Deutschland dürfe sich "als Mitglied der überkommenen Nato nicht weiter in geopolitischen Großmacht-Kämpfen verstricken", sagte Beutin zu AFP. "Vor der Bundestagswahl den Friedens-Markenkern aufzuweichen ist nicht nur fahrlässig, sondern auch strategisch zu 100 Prozent falsch."

(M.Dylatov--DTZ)

Empfohlen

Kandidatin für Linken-Vorsitz: In Partei steckt noch "sehr viel Kraft"

Die Kandidatin für den Linken-Vorsitz, Ines Schwerdtner, hat trotz der schwachen Ergebnisse bei den jüngsten Landtagswahlen weiterhin Hoffnung für ihre Partei. "Ich glaube, dass in der Partei noch sehr, sehr viel Kraft steckt", sagte Schwerdtner am Freitag im ZDF-"Morgenmagazin". "Wir müssen nur wieder die Leute davon überzeugen, dass wir auch wieder in Wahlen etwas für sie gewinnen können."

Netanjahu nennt Tötung von Hamas-Chef Sinwar "Anfang vom Ende" des Gaza-Krieges

Die Tötung von Hamas-Chef Jahja Sinwar ist nach Worten des israelischen Regierungschefs Benjamin Netanjahu der "Anfang vom Ende" des Gaza-Krieges. "Jahja Sinwar ist tot", sagte Netanjahu in einer Videobotschaft am späten Donnerstagabend in englischer Sprache. "Das ist zwar nicht das Ende des Krieges in Gaza, aber der Anfang vom Ende." Laut Armee töteten israelische Soldaten den Chef der radikalislamischen Palästinensergruppe am Mittwoch bei einem Einsatz im südlichen Gazastreifen. Westliche Staaten äußerten nach dem Tod Sinwars Hoffnung auf ein Ende des Konfliktes.

Grüne Jugend wählt nach Eklat neue Führungsspitze

Die Grüne Jugend kommt ab Freitag (17.30 Uhr) in Leipzig zu ihrem dreitägigen Bundeskongress zusammen. Nach dem Eklat um den Rücktritt und die Abkehr der Partei des bisherigen Vorstands steht vor allem am Samstag die Neuwahl der Führungsspitze der Grünen-Nachwuchsorganisation auf der Tagesordnung. Um den Vorsitz der Grünen Jugend bewerben sich Jette Nietzard und der Fridays-for-Future-Mitbegründer Jakob Blasel.

Bundesrat wählt Rehlinger zur neuen Präsidentin der Länderkammer

Der Bundesrat wählt am Freitag die saarländische Ministerpräsidentin Anke Rehlinger zu seiner neuen Präsidentin (Sitzung ab 09.30 Uhr). Sie soll ab dem 1. November auf die Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern, Manuela Schwesig (SPD) folgen. Die Wahl der Bundesratspräsidentin oder des Bundesratspräsidenten folgt einer festgelegten Reihenfolge, die mit der Einwohnerzahl der Länder zusammenhängt.

Textgröße ändern: