Londoner Polizei untersucht Zerstörung der Statue von Äthiopiens letztem Kaiser
In Großbritannien hat die Polizei mit den Ermittlungen zur zerschlagenen Statue des letzten äthiopischen Kaisers Haile Selassie begonnen. Sie sei am Dienstagnachmittag über die Zerstörung der Statue in einem Londoner Park informiert worden, erklärte die Polizei am Donnerstag. Der Vorfall ereignete sich parallel zu gewaltsamen Protesten in Äthiopien, bei denen bereits mindestens 90 Menschen getötet wurden.
Die Nachrichtenagentur Press Association berichtete unter Berufung auf einen Augenzeugen, bei den Tätern habe es sich offenbar um eine Gruppe von etwa hundert Menschen gehandelt. "Ich hörte, wie die Statue zertrümmert wurde, aber ich habe es nicht gesehen", sagte Andrew Morris, der zum Tatzeitpunkt mit seinem Hund im Cannizaro-Park im Londoner Stadtteil Wimbledon spazieren ging. Dort steht auch die Statue.
Die Zerstörung der Statue ereignete sich parallel zu den tödlichen Proteste in Äthiopien, die Anfang der Woche durch die Ermordung eines populären Sängers ausgelöst wurden und seither anhalten. Der Sänger Hachalu Hundessa gehörte der Volksgruppe der Oromo an. In seiner Musik hatte er oft das Gefühl der Oromo ausgedrückt, wirtschaftlich und politisch benachteiligt zu werden.
Nach Polizeiangaben hatte die mutmaßliche Tätergruppe im Cannizaro-Park Flugblätter mit Oromo-Slogans bei sich. Festnahmen gab es demnach bislang nicht.
Haile Selassie war Äthiopiens letzter Kaiser. Er lebte 1936 im Exil in Wimbledon, als italienische Streitkräfte in sein Land eindrangen. Die Statue im Cannizaro-Park zeigte Kopf und Schultern des Kaisers und wurde von seiner früheren Gastgeberin, der Bildhauerin Hilda Seligman, gemeißelt. Ursprünglich stand die Büste auf dem Gelände des Lincoln-Hauses, wo Selassie Zuflucht gefunden hatte. Später wurde sie in den Park verlegt.
(N.Loginovsky--DTZ)