Deutsche Tageszeitung - Musk sorgt mit Verbreitung von Verschwörungstheorie für Wirbel

Musk sorgt mit Verbreitung von Verschwörungstheorie für Wirbel


Musk sorgt mit Verbreitung von Verschwörungstheorie für Wirbel
Musk sorgt mit Verbreitung von Verschwörungstheorie für Wirbel / Foto: © AFP/Archiv

Der neue Twitter-Eigentümer Elon Musk hat mit der Weiterverbreitung einer Verschwörungstheorie den Sorgen von Kritikern hinsichtlich der künftigen Ausrichtung des Kurzbotschaftendienstes neue Nahrung gegeben. Das am Sonntag von dem High-Tech-Milliardär auf seinem Twitter-Konto aufgegriffene Verschwörungsnarrativ bezog sich auf den Überfall auf den Ehemann der US-Spitzenpolitikerin Nancy Pelosi und hatte eine Stoßrichtung gegen Angehörige sexueller Minderheiten. Musk löschte seinen Tweet nach einigen Stunden wieder, nachdem er bereits für viel Wirbel gesorgt hatte.

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Pelosis 82-jähriger Ehemann war bei einem nächtlichen Angriff im Zuhause des Ehepaars im Bundesstaat Kalifornien von einem Mann mit einem Hammer niedergeschlagen worden. Paul Pelosi erlitt unter anderem einen Schädelbruch und Verletzungen am rechten Arm. US-Medien vermuteten am Wochenende, dass es der Einbrecher anderthalb Wochen vor den US-Kongresswahlen eigentlich auf Nancy Pelosi abgesehen hatte. Die Politikerin der Demokratischen Partei von Präsident Joe Biden ist Vorsitzende des Repräsentantenhauses.

Mit seinem umstrittenen Tweet antwortete Musk am Sonntag auf eine Botschaft der früheren Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton von den Demokraten, die einen Artikel über mutmaßliche Verbindungen des nach dem Angriff auf Paul Pelosi festgenommenen Verdächtigen zur rechtsextremen Szene weiterverbreitet hatte.

Musk verlinkte daraufhin mit einem anderen Artikel einer konservativen Publikation, der völlig unbelegte Behauptungen über die Hintergründe des Angriffs auf den Pelosi-Ehemann aufstellte. Dazu schrieb der Milliardär zu der Attacke auf Paul Pelosi: "Es gibt eine winzige Möglichkeit, dass mehr hinter dieser Geschichte steckt, als offenkundig zu sein scheint."

Einige Stunden später entfernte Musk dann diese Botschaft. An derselben Stelle auf seinem Twitter-Konto stand stattdessen: "Dieser Tweet wurde vom Tweet-Autoren gelöscht."

Der Vorfall dürfte die Diskussion um den Kurs von Twitter nach der vor wenigen Tage erfolgten Übernahme durch Musk befeuern. Der streitbare Unternehmer hat sich als radikaler Vertreter des Rechts auf Redefreiheit positioniert und Twitter in der Vergangenheit vorgeworfen, diese Freiheit einzuschränken.

Dies hat Sorgen ausgelöst, dass sich unter Musk künftig Extremisten und Verschwörungstheoretiker ungestört auf Twitter austoben könnten. Als Reaktion auf solche Bedenken hatte Musk am Freitag angekündigt, Twitter werde "einen Rat zur Moderation von Inhalten mit sehr diversen Standpunkten gründen".

Der Umgang des Onlinedienstes mit Hass-Botschaften wurde seit Freitag durch eine sogenannte Troll-Kampagne mit einer Flut verunglimpfender Botschaften auf die Probe gestellt. In den vergangenen 48 Stunden habe der Dienst "eine kleine Anzahl von Konten gesehen", die Tweets "mit Verleumdungen und anderen abfälligen Ausdrücken" enthalten hätten, teilte der Abteilungsleiter für Sicherheit und Integrität des Dienstes, Yoel Roth, am Sonntag mit.

"Fast alle" dieser Konten seien unecht gewesen, fügte der Twitter-Manager hinzu. So sei ein bestimmtes verunglimpfendes Wort in 50.000 Tweets enthalten gewesen, die aber nur von 300 Konten versendet worden seien.

Twitter habe Schritte eingeleitet, um "die an dieser Troll-Kampagne beteiligten Nutzer zu sperren", erklärte Roth. Das Unternehmen werde zudem weiter daran arbeiten, den Dienst sicher und einladend für alle zu machen. Als Trolle werden Internetnutzer bezeichnet, die gezielt Online-Diskussionen stören und deren Atmosphäre vergiften.

Roth hob hervor, dass sich die Richtlinien des Kurzbotschaftendienstes seit der Übernahme durch Musk nicht geändert hätten. Hasserfülltes Verhalten habe dort keinen Platz. "Und wir ergreifen Maßnahmen, um organisierten Bemühungen Einhalt zu gebieten, wonach Menschen glauben könnten, das sei anders", schrieb der Abteilungsleiter auf Twitter.

(L.Møller--DTZ)