Deutsche Tageszeitung - Missbrauchsprozess: Schauspielerin Adèle Haenel schreit Regisseur Ruggia wütend an

Missbrauchsprozess: Schauspielerin Adèle Haenel schreit Regisseur Ruggia wütend an


Missbrauchsprozess: Schauspielerin Adèle Haenel schreit Regisseur Ruggia wütend an
Missbrauchsprozess: Schauspielerin Adèle Haenel schreit Regisseur Ruggia wütend an / Foto: © AFP

Im Missbrauchsprozess gegen den französischen Regisseur Christophe Ruggia hat die Schauspielerin Adèle Haenel den Angeklagten wütend angeschrien und aus Protest den Gerichtssaal verlassen. "Halt doch den Mund", rief die 35-Jährige, als Ruggia aussagte, dass er die damals minderjährige Schauspielerin habe beschützen wollen. Haenel wirft dem 59-jährigen Filmemacher vor, sie als Minderjährige wiederholt missbraucht zu haben, was dieser bestreitet.

Textgröße ändern:

Die Staatsanwaltschaft wollte am Nachmittag ihr Plädoyer halten. Es wird damit gerechnet, dass am Abend der Termin für das Urteil bekannt gegeben wird. Im Fall einer Verurteilung muss der Regisseur mit bis zu zehn Jahren Haft und einer Geldstrafe in Höhe von 150.000 Euro rechnen.

Zum Prozessauftakt am Montag hatte Haenel den Filmemacher als "großen Lügner" bezeichnet. Sie beschrieb vor Gericht, wie sie im Alter zwischen 12 und 14 Jahren regelmäßig ihre Samstagnachmittage bei Ruggia verbrachte, um mit ihm zusammen Filme anzusehen. Der Filmemacher hatte ihr zuvor eine Rolle in einem seiner Filme gegeben, in dem es um eine inzestuöse Beziehung zwischen Geschwistern ging.

Er habe sie bei diesen Treffen regelmäßig bedrängt, in den Nacken geküsst und unter ihrer Kleidung begrapscht, berichtete sie. Dabei habe er "so getan, als sei das normal", erinnerte sie sich. "Ich war angespannt, mein Körper verkrampfte sich, ich habe mich in eine Ecke des Sofas gekauert", so beschrieb sie ihre Reaktion.

"Wenn ich mich zu sehr gewehrt habe, hat er mich angeguckt nach dem Motto 'Nanu, was ist los?' - und dann hat er weitergemacht", sagte sie. Bevor er sie zu ihren Eltern zurückbrachte, habe er ihr Limonade und Kekse gegeben.

Der Filmemacher bestritt ihre Darstellung. "Sie hat da was falsch interpretiert", erklärte er. "Ich denke, sie hat sich radikalisiert", sagte er und verwies auf Haenels Aufsehen erregende Geste 2020, als sie bei einer Preisverleihung unter Protest den Saal verließ. Sie wollte auf diese Weise dagegen protestieren, dass der mit Missbrauchsvorwürfen konfrontierte Filmemacher Roman Polanski ausgezeichnet werden sollte.

Haenel hatte die Vorwürfe gegen Ruggia 2019 öffentlich gemacht und war damit zu einer Vorreiterin der MeToo-Bewegung in Frankreich geworden, die sich gegen Missbrauch im Filmgeschäft richtet. Ruggia muss sich wegen Nötigung Minderjähriger verantworten. Die Staatsanwaltschaft nennt als schwerwiegende Umstände die Tatsache, dass Ruggia sich Haenel gegenüber in einer Machtposition befand.

Haenel war mit Filmen wie "Die unerschütterliche Liebe der Suzanne" und "Porträt einer jungen Frau in Flammen" bekannt geworden. Sie wurde zwei Mal mit dem französischen Filmpreis César ausgezeichnet. In den vergangenen Jahren hat sie sich aus dem Filmgeschäft zurückgezogen.

(P.Hansen--DTZ)

Empfohlen

Versuchte Schumacher-Erpressung: Drei Jahre Haft für Haupttäter

Wegen eines Erpressungsversuchs gegen die Familie von Formel-1-Rekordweltmeister Michael Schumacher hat das Amtsgericht Wuppertal am Mittwoch eine mehrjährige Freiheitsstrafe gegen den Hauptangeklagten verhängt. Der 53-Jährige, der mit der Veröffentlichung von privatem Bild- und Videomaterial gedroht hatte, wurde zu drei Jahren Haft verurteilt. Zwei weitere Angeklagte bekamen Bewährungsstrafen.

Staatsanwältin fordert Haft für Spaniens Ex-Fußballverbandschef Rubiales

Im Prozess gegen den spanischen Ex-Fußballverbandschef Luis Rubiales um den Kuss-Skandal bei der Fußball-WM der Frauen 2023 hat die Staatsanwaltschaft ihre Forderung nach einer Haftstrafe gegen Rubiales erneuert. Es gebe "keinen Zweifel" daran, dass der Kuss, den Rubiales der Spielerin Jennifer Hermoso damals bei der Siegerehrung auf den Mund gedrückt habe, "nicht einvernehmlich" gewesen sei, sagte Staatsanwältin Marta Durántez Gil am Mittwoch vor Gericht in San Fernando de Henares bei Madrid.

Kanye Wests Website nach Verkauf von Nazi-T-Shirts offline

Die Website der Modemarke Yeezy von Rapper Kanye West ist deaktiviert worden, nachdem dort T-Shirts mit großem Hakenkreuz-Aufdruck angeboten worden waren. Unter der bisherigen Adresse der Website erschien am Dienstag (Ortszeit) nur der Hinweis "Etwas ist schiefgelaufen", gefolgt von "Dieser Shop ist nicht verfügbar".

Prinzessin Kate besucht Frauengefängnis im Nordwesten Englands

Bei ihrem ersten öffentlichen Auftritt seit zwei Wochen hat die britische Prinzessin Kate ein Frauengefängnis besucht. Kate besuchte am Dienstag die Haftanstalt HMP Styal im Nordwesten Englands, wo sie mit Straftäterinnen zusammentraf, die dort die Dienste einer wohltätigkeitsbasierten Mutter-Kind-Einheit in Anspruch genommen hatten. Die Mitarbeiter der Einheit lobte Kate für ihren Einsatz im Sinne der emotionalen Bindung zwischen den inhaftierten Müttern und ihren Babys.

Textgröße ändern: