Neuseelands Maori haben eine neue Königin
Neuseelands Maori haben eine neue Königin: Wenige Tage nach dem Tod des bisherigen Königs hat ein Rat von Maori-Anführern dessen 27-jährige Tochter zur Monarchin ernannt. Tausende Menschen jubelten, als Nga Wai hono i te po Paki am Donnerstag bei einer prunkvollen Zeremonie auf der neuseeländischen Nordinsel den hölzernen Thron bestieg.
Nga Wai ist das jüngste Kind von König Tuheitia Pootatau Te Wherowhero VII., der am Freitag nach einer Herzoperation gestorben war. Nach ihrer Ernennung durch die Maori-Anführer wurde sie von einer Phalanx tätowierter und mit Zeremonial-Speeren bewaffneter Männer unter Gesang und Beifalls-Gebrüll zum Thron begleitet.
Mit einer Blätterkrone, einer Walfischzahn-Halskette und einem Umhang geschmückt, saß die Königin anschließend neben dem Sarg ihres Vaters, während der Verstorbene mit einer Reihe von Riten, Gebeten und Gesängen verabschiedet wurde. Der König war sechs Tage aufgebahrt worden, bevor seine sterblichen Überreste am Donnerstag in einer Flotte von vier Kriegs-Kanus den Waikato-Fluss hinabgerudert wurden.
Zahlreiche Menschen säumten das Flussufer, während die Trauerprozession vorüberglitt. Vom Fuße des heiligen Bergs Taupiri trugen Rugby-Spieler anschließend den Sarg den steilen Hang hinauf zum Gipfel, der traditionell letzten Ruhestätte verstorbener Maori-Herrscher.
Der König oder die Königin der Maori hat vor allem eine zeremonielle Rolle und keinen rechtlichen Status. Die Bedeutung für die Identität und Kultur der Maori ist jedoch immens.
Königin Nga Wai ist der achte Maori-Monarch und die zweite Frau auf dem Thron. Als einzige Tochter und jüngstes von drei Kindern des Königs hatte sie nicht als Anwärterin für dessen Nachfolge gegolten, ihre Wahl war daher überraschend.
Es sei "ein Privileg" mitzuerleben, dass eine junge Maori-Frau Königin wird, sagte der Maori-Kulturexperte Karaitiana Taiuru der Nachrichtenagentur AFP. Angesichts von Herausforderungen wie Künstliche Intelligenz, Erderwärmung und gesellschaftlichen Veränderungen werde eine "neue und jüngere Generation" von Führungspersönlichkeiten gebraucht.
In Neuseeland leben etwa 900.000 Maori, dies entspricht 17 Prozent der Bevölkerung. Die Ankunft der Europäer in Neuseeland im 17. Jahrhundert brachte Kolonisierung und Diskriminierung mit sich. Maori sind stärker von Arbeitslosigkeit, Armut, Krebs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes betroffen als die übrige Bevölkerung, die Zahl der Suizide ist deutlich höher. Die Lebenserwartung der Maori liegt um sieben Jahre niedriger als bei den übrigen Neuseeländern.
(V.Varonivska--DTZ)