Schauspieler Peter Sodann mit 87 Jahren gestorben
Der ostdeutsche Schauspieler Peter Sodann ist tot. Er starb am Freitag im Alter von 87 Jahren, wie seine Familie am Sonntag dem MDR bestätigte. Gestorben sei er in Halle an der Saale. Dem Fernsehpublikum war Sodann vor allem als langjähriger "Tatort"-Kommissar Bruno Ehrlicher bekannt. Sein künstlerisches und politisches Wirken reichte aber weit über diese Rolle hinaus: Sodann, der als junger Mann den Beruf des Werkzeugmachers lernte, war Theaterchef, leidenschaftlicher Büchersammler - und sogar Bundespräsidentenkandidat.
In den vergangenen Jahren widmete sich der Schauspieler vor allem dem Aufbau seiner "DDR-Bibliothek", für die er Millionen Bücher zusammentrug. Für seine Bibliothek in einem ausgebauten Kuhstall des ehemaligen Ritterguts von Staucha sammelte und katalogisierte er alle Bücher, die zwischen Kriegsende und dem Fall der Mauer in den DDR-Verlagen veröffentlicht wurden. Ganze Buchbestände bewahrte er so vor der Müllhalde. Sodann sieht die Bücher als "historisches Kulturgut", das für nachfolgende Generationen gesichert werden muss.
Der am 1. Juni 1936 in Meißen geborene Sohn eines KPD-Mitglieds lernte zunächst Werkzeugmacher und begann in Leipzig ein Jurastudium, bevor er 1959 an die dortige Theaterhochschule wechselte. Während des Studiums leitete er das Kabarett "Rat der Spötter", das 1961 aufgelöst wurde. Nach vermeintlich staatsfeindlichen Äußerungen wurde er aus der SED ausgeschlossen und saß neun Monate in einem Stasi-Gefängnis.
Nach seiner Haftentlassung ließ sich Sodann zum Spitzendreher ausbilden, um sich dann 1963 erneut an der Theaterhochschule einzuschreiben. Sein erstes Engagement führte ihn 1964 ans Berliner Ensemble zu Helene Weigel. Später wurde Sodann Intendant des Neuen Theaters in Halle, das er selbst ab 1981 aus einem alten Kinosaal zu einem Schauspielhaus umbaute und zu einer Kulturinsel erweiterte. Dieses Engagement fand 2005 ein jähes Ende, als die Stadt Halle ihn als Theaterchef ablöste.
Bekannt wurde der Vater von vier Kindern aber vor allem mit seiner Rolle als erster ostdeutscher "Tatort"-Kommissar, der von 1992 bis 2007 in Leipzig ermittelte. Als Bruno Ehrlicher thematisierte er auch die Probleme des Umbruchs im Osten Deutschlands.
Nach der Vereinigung engagierte sich Sodann für die Linkspartei. 2009 trat er für die Partei als Kandidat bei der Bundespräsidentenwahl an. "Ich habe schon immer die Absicht gehabt, die Welt zu ändern", bekannte der parteilose Sodann damals. Als eher chancenloser Kandidat nahm er kein Blatt vor den Mund.
Sodann forderte mal einen "Sozialismus neuer Prägung", bei dem das System der ehemaligen DDR freilich nicht als Vorbild dienen könne, mal erklärte er, als echter "Polizeikommissar" würde er Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann verhaften. Die Wahl verlor er gegen Amtsinhaber Horst Köhler.
(S.A.Dudajev--DTZ)