Anwälte von Depp und Heard tauschen in Schlussplädoyers schwere Vorwürfe aus
Im Verleumdungsprozess zwischen Hollywood-Star Johnny Depp und seiner Ex-Frau Amber Heard sind am Freitag nach sechs Wochen die Schlussplädoyers gehalten worden. Depps und Heards Verteidiger beschuldigten die jeweilige Gegenseite vor dem Gericht in Fairfax im US-Bundesstaat Virginia, der anderen Person schweren Schaden zugefügt zu haben. Anschließend nahm die Jury ihre Beratungen auf. Das Urteil dürfte frühestens in der kommenden Woche fallen.
Depps Anwältin Camille Vasquez erneuerte den Vorwurf, Heard habe dem Schauspieler mit falschen Anschuldigungen der häuslichen Gewalt schwer geschadet. Heards Anwältin Elaine Bredehoft entgegnete, die Verleumdungsklage Depps gegen ihre Mandantin und eine "globale Erniedrigungskampagne" hätten das Leben der Schauspielerin "vollständig zur Hölle" gemacht.
Heard hatte Depp, mit dem sie zwischen 2015 und 2017 verheiratet war, 2016 der häuslichen Gewalt bezichtigt und vor Gericht ein Kontaktverbot gegen ihren damaligen Ehemann beantragt. 2018 bezeichnete die Schauspielerin sich dann in einem Beitrag für die "Washington Post" als Opfer häuslicher Gewalt.
Sie nannte ihren Ex-Mann dabei zwar nicht namentlich. Depps Anwälte argumentieren aber, der Zeitungsbeitrag sei eine klare Anspielung auf den Vorfall im Jahr 2016 gewesen und bezichtige den Schauspieler deswegen erneut der Gewalt.
Depp, der die Vorwürfe entschieden zurückweist, hat Heard deswegen auf 50 Millionen Dollar (rund 47 Millionen Euro) Schadenersatz verklagt. Die unter anderem aus dem Superhelden-Film "Aquaman" bekannte Schauspielerin reagierte mit einer Gegenklage und verlangt 100 Millionen Dollar. Die 36-Jährige wirft Depp nicht nur vor, immer wieder gewalttätig geworden zu sein. Sie argumentiert auch, selbst Opfer von Verleumdung durch Depp und sein Umfeld geworden zu sein, was ihrer Filmkarriere massiv geschadet habe.
Heards Anwältin Bredehoft sagte in ihrem Schlussplädoyer am Freitag, Depps Klage habe ihrer Mandantin "das Leben zerstört". Heard bekomme Morddrohungen. Depp hingegen habe sich den Schaden an der eigenen Karriere selbst zugefügt. "Wir bitten Sie, diesen Mann endlich zur Verantwortung zu ziehen", sagte sie zur Jury. Depp habe "nie für irgendetwas in seinem Leben Verantwortung übernommen"
Depps Anwältin Vazquez sagte in ihrem Schlussplädoyer über Heard, diese habe "sein Leben ruiniert, indem sie der Welt fälschlicherweise gesagt hat, Opfer häuslicher Gewalt durch Herrn Depp geworden zu sein". In Wahrheit sei Heard in der Beziehung "die Misshandlerin" gewesen. Benjamin Chew, ein weiterer Anwalt des 58-jährigen "Fluch der Karibik"-Stars, sagte an die Jury gerichtet: "Wir flehen Sie an, ihm seinen Namen, seinen Ruf, seine Karriere zurückzugeben."
Der von einem großen Medieninteresse begleitete Prozess hatte am 11. April begonnen. Nach den Schlussplädoyers der Anwälte beider Seiten nahm die siebenköpfige Jury ihre Beratungen auf. Ihr Urteil dürften sie frühestens in der kommenden Woche fällen.
Depp und Heard hatten sich bereits 2020 bei einem Prozess in London gegenübergestanden. Depp hatte damals die britische Boulevardzeitung "The Sun" verklagt, die ihn als "Ehefrauen-Schläger" bezeichnet hatte. In dem Prozess sagte Heard als Zeugin aus und beschuldigte Depp, sie unter dem Einfluss von Alkohol und Drogen immer wieder angegriffen zu haben.
Der Schauspieler wies die Vorwürfe entschieden zurück und warf seiner Ex-Frau vor, der "aggressive Teil" in ihrer konfliktreichen Beziehung gewesen zu sein. In dem Prozess gegen die "Sun" unterlag er aber schließlich.
(P.Vasilyevsky--DTZ)