Energieverbrauch in Deutschland um 2,3 Prozent gesunken
Der Energieverbrauch in Deutschland ist 2019 um etwa 2,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zurückgegangen. Das geht aus am Mittwoch in Berlin veröffentlichten vorläufigen Berechnungen der Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen hervor. Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) begrüßte die Entwicklung, mahnte aber auch mehr Anstrengungen zum Ausbau erneuerbarer Energien an.
Ursachen für den Verbrauchsrückgang sind der AG Energiebilanzen zufolge Fortschritte bei der Energieeffizienz, Änderungen im Energiemix, allerdings auch ein konjunkturell bedingter Rückgang des Energieverbrauchs in der Industrie. Verbrauchssteigernd wirkten demnach die im Jahresvergleich etwas kühlere Witterung sowie die Zunahme der Bevölkerung.
Besonders stark war der Rückgang beim Verbrauch von Kohle. Hier gab es bei Steinkohle ein Minus von 20,5 Prozent und bei Braunkohle von 20,7 Prozent. Ursachen sind Kraftwerksabschaltungen sowie Verdrängungseffekte durch mehr Ökostrom. Hier gab es bei Windkraft ein Plus von 15 Prozent, bei Wasserkraft von vier Prozent, bei Solarenergie von einem Prozent und bei Biomasse von zwei Prozent.
Der Erdgasverbrauch stieg um 3,6 Prozent, unter anderem durch einen höheren Heizbedarf im Frühjahr. Der Verbrauch von Mineralöl stieg um 1,7 Prozent, bei Atomkraft gab es ein Minus von einem Prozent.
Schulze sprach in Berlin von Fortschritten, die "nicht von allein geschehen" seien. Auch sie verwies auf die Abschaltung erster Braunkohleblöcke in den vergangenen Jahren. Zudem seien durch die Reform des europäischen Emissionshandels Kohlestrom teurer und klimafreundlichere Alternativen attraktiver geworden.
"Jetzt kommt es darauf an, dass die Koalition die gesetzlichen Weiterentwicklungen zum Ausbau der Wind- und Sonnenenergie schafft", mahnte die Umweltministerin allerdings weiter. "Es macht mir Sorge, dass wir hier schon zu viel Zeit verloren haben und damit Chancen im Klimaschutz aber auch Arbeitsplätze in der Windbranche gefährden", ergänzte sie mit Blick auf den derzeit stockenden Windkraftausbau. Zudem forderte Schulze einen Beitrag auch des Verkehrssektors zur Senkung der CO2-Emissionen ein.
Unterdessen liegt das von der Regierung seit Monaten versprochene Kohleausstiegsgesetz weiterhin auf Eis. Eine Sprecherin des Wirtschaftsressorts sprach in Berlin von einem "sehr komplexen" Abstimmungsprozess. Der Gesetzentwurf solle nun "Anfang nächsten Jahres" vom Kabinett beschlossen werden. Ein Sprecher des Umweltministeriums pochte auf die Empfehlung der Kohlekommission, Kraftwerke per Ordnungsrecht stillzulegen, wenn bis Mitte 2020 keine Einigung mit den Betreibern über Abschaltungen zustandekomme.
(W.Budayev--DTZ)