Google-Gründer Page und Brin treten von der Spitze des Alphabet-Konzerns ab
Ende einer Ära: Die beiden Google-Gründer Larry Page und Sergey Brin ziehen sich von der Spitze des Dachkonzerns Alphabet zurück und übergeben das Zepter an Google-Chef Sundar Pichai. Wie der US-Internetriese am Dienstag mitteilte, wollen sich die beiden 46-Jährigen künftig nur noch als "Mitgründer, Aktionäre und Mitglieder im Verwaltungsrat" von Alphabet engagieren. Pichai leitet künftig sowohl Google als auch Alphabet.
"Wenn das Unternehmen ein Mensch wäre, wäre er ein junger Erwachsener von 21 Jahren und es wäre an der Zeit, das Nest zu verlassen", schrieben Brin und Page. Sie glaubten, es sei nun an der Zeit, die "Rolle der stolzen Eltern" einzunehmen - die zwar Ratschläge und Liebe gäben, eine tägliche Überwachung aber nicht mehr für nötig hielten.
Sie seien nie Menschen gewesen, die an "Management-Posten festhalten", wenn sie glaubten, dass es bessere Wege gebe, die Firma zu leiten. Google-Chef Pichai bringe die nötige Bescheidenheit und eine "tiefe Leidenschaft für Technologie" mit und es gebe keinen besseren Menschen, "um Google und Alphabet in die Zukunft zu führen".
Page und Brin hatten die Suchmaschine Google 1998 gegründet, 2015 kam der Dachkonzern Alphabet hinzu, der auch Projekte wie Waymo zum autonomen Fahren unter sich vereint. Die Hauptzugpferde des Konzerns bleiben aber die Suchmaschine Google und die Videoplattform YouTube, die hauptsächlich durch Werbeeinnahmen für die große Mehrheit der Umsätze und Gewinne stehen.
Page war bislang Alphabet-Chef und Brin hatte die Rolle des Präsidenten bei der Firma inne. Pichai übernimmt nun den Chefposten von Page und damit die Leitung eines riesigen Konzerns mit weltweit über 100.000 Beschäftigten. Im vergangenen Jahr machte das Unternehmen einen Umsatz von 136 Milliarden Dollar (knapp 123 Milliarden Euro) und erzielte dabei einen Nettogewinn von mehr als 30 Milliarden Dollar.
Der in Indien geborene Pichai ist seit der Umstrukturierung 2015 Chef von Google. Der 47-Jährige, der in einfachen Verhältnissen im südindischen Bundesstaat Tamil Nadu aufgewachsen ist, ging nach seinem Studium am Indian Institute of Technology in Kharagpur in die USA und studierte in Stanford und an der Universität von Pennsylvania.
Zu Google kam Pichai 2004. Bevor er 2015 den Chefposten bei dem Internetkonzern übernahm, hatte er bereits zahlreiche Produkte wie den Internetbrowser Chrome und das Betriebssystem Android mit auf den Weg gebracht.
Die beiden Gründer Page und Brin waren zuletzt im Unternehmen nur noch wenig sichtbar. Dass Pichai nun die gesamte Leitung übernehme, sei ein "logischer" Schritt, sagte der Experte Bob O’Donnell vom Institut Technalysis Research. Google stehe für den Großteil des gesamten Konzerns und dessen Chef mache einen "großartigen Job".
Der marktmächtige Konzern sieht sich derzeit aber auch mit einer Reihe von Herausforderungen konfrontiert - von Kartellermittlungen über Kontroversen zum Datenschutz bis hin zu internen Querelen rund um das Verhalten von Mitarbeitern und Vorgesetzten am Arbeitsplatz.
(Y.Ignatiev--DTZ)