Bauern machen ihrem Frust über Agrarpolitik der Regierung Luft
"Ist Bauernstille Euer Wille?" und "Stoppt die Bürokratie": Mehrere tausend Bauern aus der ganzen Bundesrepublik haben am Dienstag in Berlin ihrem Unmut über die Agrarpolitik der Bundesregierung Luft gemacht. Bauern würden in der Öffentlichkeit oft als "Brunnenvergifter" und "Insektentöter" verunglimpft, dabei sei es die Politik, die bestimmte Pflanzenschutzmittel überhaupt erst zugelassen habe, kritisierte das Bündnis Land schafft Verbindung, das den Protest organisiert hatte.
Vertreter des Bündnisses forderten einen gemeinsamen Dialog und einen Konsens mit der Politik - die Herausforderungen könnten "nur miteinander" gelöst werden. Außerdem forderten die Landwirte Anerkennung und Respekt für ihre Arbeit.
Tausende Bauern und Bäuerinnen waren rund um das Brandenburger Tor versammelt, die Straße des 17. Juni säumten dicht an dicht gestellte Traktoren. "Lebensmittel dürfen nicht billig sein", "Wir machen euch satt" und "Respekt" stand auf Plakaten und Transparenten geschrieben, die die Landwirte in den Händen hielten oder an ihren Treckern befestigt hatten.
Der Zorn der Bauern richtet sich vor allem gegen das Agrarpaket der Regierung - zahlreiche Umwelt- und Naturschutzvorschriften gehen ihnen zu weit. So kritisieren die Landwirte etwa das geplante Insektenschutzprogramm und die Düngeverordnung sowie zu viel Bürokratie.
Einen frostigen Empfang bereiteten die Landwirte Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD), die versöhnliche, aber klare Worte an die Bauern richtete. "Wir alle wissen, wer die Lebensmittel hinstellt", sagte sie auf der Rednerbühne. "Wir sehen aber auch, welche Probleme wir haben", fuhr sie fort und verwies auf die hohe Nitratbelastung im Grundwasser und die gefährdeten Insekten.
Sie wolle, dass die Landwirte "Teil der Lösung sind", sagte Schulze und verteidigte die Politik der Regierung. Nötig seien "klare Regeln". Die Protestierenden quittierten den Auftritt von Schulze mit absoluter Stille, dazu hatten sie sich im Vorfeld abgesprochen. Weder Applaus noch Zwischenrufe waren zu hören. Erst nach dem Redebeitrag der Umweltministerin gab es Buhrufe. Für den frühen Nachmittag hatte sich auch Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) bei der Demo angekündigt.
(P.Vasilyevsky--DTZ)