Bitkom macht vor Klausur der Regierung Druck beim Thema Digitalisierung
Vor der Digitalklausur der Bundesregierung hat der Branchenverband Bitkom zur Eile gemahnt und davor gewarnt, dass Deutschland abgehängt wird. Im Koalitionsvertrag stehe zwar fast 300 Mal das Wort digital, "dennoch fällt Deutschland im internationalen Digitalvergleich weiter zurück", mahnte der Präsident des Digitalverbands, Achim Berg, am Sonntag. Deutschland sei schlicht kein "digitaler Antreiber" und etwa beim E-Government "nicht einmal mehr europäisches Mittelmaß". Auch in der Wirtschaft fehle es an Tempo.
Die Bundesregierung müsse Digitalpolitik "von Grund auf neu denken", fuhr Bitkom-Präsident Berg fort. Zwar gebe es positive Ansätze etwa in der Mobilfunkstrategie, im Digitalpakt für Schulen und bei der Digitalisierung der medizinischen Versorgung. Die gesamte Digitalpolitik benötige jedoch eine "in sich konsistente Strategie", die sich auf Deutschlands spezifische Stärken fokussiere, statt eine "Ressourcenverteilung mit der Gießkanne".
Grünen-Fraktionsvize Konstantin von Notz kritisierte ebenfalls, dass es seit vielen Jahren auf den "digitalpolitischen Baustellen" nicht vorangehe, dazu gehöre auch der Mobilfunkausbau. Grund sei vor allem die "seit langem mangelnde Koordination digitalpolitischer Themen innerhalb der Bundesregierung".
Auf Schloss Meseberg berät die Bundesregierung bis Montag auf einer Klausurtagung über die Digitalisierung. Dabei will sie unter anderem eine Mobilfunkstrategie beschließen, mit der Funklöcher in Deutschland möglichst schnell beseitigt werden. Verkehrs-Staatssekretär Steffen Bilger (CDU) sagte dazu der "Stuttgarter Zeitung" und den "Stuttgarter Nachrichten", über das Sondervermögen Digitale Infrastruktur würden jetzt bis 2024 die benötigten 1,1 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt, "um so gut wie alle Funklöcher in Deutschland zu schließen".
Schon im Frühjahr hatte sich die Regierungskoalition darauf verständigt, ein Staatsunternehmen mit rund 100 Mitarbeitern aus der Taufe zu heben, um jene Gebiete zu erschließen, die für private Betreibergesellschaften selbst mit Förderzuschüssen nicht lukrativ sind. In der Haushaltsbereinigungssitzung in der Nacht zu Freitag wurde beschlossen, dass für die Gründungsphase im kommenden Jahr fünf Millionen Euro zur Verfügung stehen.
Themen der Digitalklausur in Meseberg sind auch die digitale Verwaltung und die Auswirkungen von Technologien wie Künstliche Intelligenz (KI) oder Blockchains auf die Gesellschaft.
(O.Tatarinov--DTZ)