TÜV für Künstliche Intelligenz ist startklar
Die Bundesregierung will die Auswirkungen des immer stärkeren Einsatzes von Künstlicher Intelligenz (KI) künftig systematisch überprüfen und beobachten lassen. Als eine Art TÜV für KI-Anwendungen in Unternehmen wolle das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) noch in diesem Jahr das "deutsche KI-Oberservatorium" an den Start bringen, berichtete die "Süddeutsche Zeitung" am Dienstag. Anfang 2020 sei die offizielle Eröffnung durch Arbeitsminister Hubertus Heil(SPD) geplant.
"Wir schauen uns an, wo diese Technologie eingesetzt wird und wo das in sensiblen Bereichen geschieht", sagte der Staatssekretär im BMAS, Björn Böhning, der Zeitung. Wenn es sich um eine durch KI entstandene Playlist bei einem Musik-Streamingdienst handele, dann sei das "kein Problem für die Politik", sagte er. "Wenn aber ein autonom fahrendes Auto entscheidet, wird ein Begrenzungspfahl umgefahren oder die Gruppe von Menschen daneben, dann geht es um eine andere Risikoklasse, für die wir dann auch politische Gestaltung brauchen."
Das KI-Observatorium soll demnach zunächst als Einheit im BMAS angesiedelt werden. Mittelfristig solle ein eigenes Bundesinstitut für KI mit deutlich mehr Personal eingerichtet werden.
Der Fokus des BMAS liegt dem Bericht zufolge auf KI-Anwendungen im Wirtschafts- und Arbeitsleben. Derzeit werde insbesondere die aktuelle Entwicklung im deutschen Einzelhandel und im Finanz- und Bankensektor beobachtet.
Hintergrund ist laut "SZ", dass klassische Berufe wie Kassiererin und Kassierer als Folge der von Verkaufsplattformen wie Amazon verstärkten Digitalisierung vor einer ungewissen Zukunft stehen. Zudem dürften auch das Kredit- und das Aktiengeschäft künftig immer stärker durch KI bewertet werden, was ebenfalls einen spürbaren Einfluss auf die Beschäftigten haben dürfte.
Insgesamt erwarten Fachleute des Ministeriums dem Bericht zufolge, dass durch den Strukturwandel in den nächsten fünf Jahren 1,3 Millionen Arbeitsplätze in Deutschland verloren gehen, aber auch 2,1 Millionen neue Stellen entstehen werden. Bis 2035 werden demnach sogar rund vier Millionen Arbeitsplätze wegfallen, aber auch etwa 3,3 Millionen neue Jobs hinzukommen. Das allerdings setzt voraus, dass sich viele Beschäftige neue Qualifikationen aneignen.
(N.Loginovsky--DTZ)