Deutsche Tageszeitung - Geteiltes Echo auf Scholz-Vorschlag zu EU-Einlagensicherung für Bankkunden

Geteiltes Echo auf Scholz-Vorschlag zu EU-Einlagensicherung für Bankkunden


Geteiltes Echo auf Scholz-Vorschlag zu EU-Einlagensicherung für Bankkunden
Geteiltes Echo auf Scholz-Vorschlag zu EU-Einlagensicherung für Bankkunden / Foto: ©

Der Vorschlag von Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) für eine EU-weite Einlagensicherung für Bankguthaben ist bei seinen Kollegen der Eurozone auf ein gemischtes Echo gestoßen. Eurogruppen-Chef Mario Centeno sprach von einem "wichtigen Beitrag", verwies aber gleichzeitig auf "sehr sensible" Teile des Vorschlags. Das hochverschuldete Italien kritisierte dabei die Forderung, vorher auch von den Instituten gehaltene Staatsanleihen als Risiken in den Bankbilanzen zu bewerten.

Textgröße ändern:

Scholz verteidigte in Brüssel seinen Vorstoß, der in der Koalition nicht mit der Union abgestimmt ist. Über die Vollendung der EU-Bankenunion werde seit Jahren diskutiert, sagte der Finanzminister, der sich im November der Stichwahl um den SPD-Vorsitz stellt. Nun sei die Zeit des Handelns gekommen. Scholz zeigte sich überzeugt, dass die Bundesregierung ihre Position in der nächsten Zeit festlegen wird.

Die EU-Staaten hatten schon vor Jahren vereinbart, eine gemeinsame europäische Einlagensicherung für Guthaben von Bankkunden aufzubauen. Sie soll auch verhindern, dass Banken in Krisen noch stärker unter Druck geraten, weil Kunden ihre Gelder nicht mehr sicher glauben und abziehen. Die Bundesregierung hat Fortschritte jedoch jahrelang blockiert, weil sie zuerst einen deutlichen Abbau ausfallgefährdeter Bankkredite in anderen Mitgliedstaaten will.

Der Vorstoß von Scholz könne "etwas Bewegung" in die Debatte bringen, sagte Österreichs Finanzminister Eduard Müller. Er entspreche der österreichischen Position, auch was Vorbedingungen wie ein einheitliches Insolvenzrecht für alle Banken betreffe. Dies sei nötig, um eine "Umverlagerung von Risiken innerhalb von Europa" zu verhindern.

Auch der niederländische Finanzminister Wopke Hoekstra begrüßte den Vorschlag. Er verwies auf die darin enthaltene Bedingung, dass zuvor der Anteil ausfallgefährdeter Kredite in den Bankbilanzen reduziert werden müsse, der vor allem in den südlichen EU-Ländern noch besteht.

Italiens Finanzminister Roberto Gualteri sah zwar "eine Öffnung" in der Frage der Einlagensicherung bei Deutschland. Bei Fragen wie den Vorgaben zu gehaltenen Staatsanleihen und ihre Risikobewertung seien die Positionen aber "unterschiedlich". Dies hätte aus Sicht Roms "eine negative Wirkung". Eurogruppen-Chef Centeno, der Portugals Finanzminister ist, sagte, in der Frage müsse mit Blick auf mögliche Marktreaktionen "mit großer Vorsicht" vorgegangen werden.

"Wer die Bankenunion will, muss auch wollen, dass es gleiche Regeln gibt, die überall gelten", hielt Scholz dem entgegen. Staatsanleihen müssten deshalb grundsätzlich nach ihrem Risiko in den Bankbilanzen berücksichtigt werden. Sonst führe dies "zu den schlechten Entwicklungen der letzten Jahrzehnte, (...) dass immer mal wieder dann letztlich die Steuerzahler dran sind". Das müsse verhindert werden.

Centeno bekräftigte, dass die Finanzminister im Dezember einen Zeitplan für die weitere Diskussion über die Einlagensicherung und die Vollendung der Bankenunion verabschieden wollten. Entscheidungen über die konkrete Ausgestaltung würden dann aber noch nicht fallen.

Die EU hatte als Reaktion auf die Finanzkrise eine Bankenunion in Angriff genommen. Umgesetzt sind bereits eine stärkere Bankenaufsicht sowie ein Abwicklungsmechanismus für marode Institute.

(M.Dorokhin--DTZ)

Empfohlen

Frankreich schickt letzten Atommüll zurück nach Deutschland

Deutschland erhält seinen letzten Atommüll aus Frankreich zurück: Vier Container mit hoch radioaktivem Material hätten am Dienstag den Bahnhof Valognes in der Nähe der Wiederaufbereitungsanlage La Hague Richtung Deutschland verlassen, teilte der staatliche Atomkonzern Orano mit. Dabei handle es sich um den 13. und letzten Transport von hochradioaktivem Material. Nach Informationen der Umweltorganisation Greenpeace ist er für das 2019 abgeschaltete Atomkraftwerk Philippsburg nahe der französischen Grenze bestimmt.

Schäden an Unterwasser-Kabeln in der Ostsee wecken Verdacht auf Sabotage

Schäden an zwei wichtigen Unterwasser-Kabeln in der Ostsee binnen 48 Stunden haben in Deutschland, Finnland und Schweden den Verdacht auf Sabotage laut werden lassen. Ein solcher Vorfall wecke "sofort den Verdacht, dass absichtlich Schaden angerichtet wird", erklärten am Dienstag Bundesaußenministerin Annalena Baerbock und ihre finnische Kollegin Elina Valtonen. Zuvor waren Schäden sowohl an einem Telekommunikations-Kabel zwischen Deutschland und Finnland als auch an einem derartigen Kabel zwischen Schweden und Litauen bekannt geworden.

Studie der Regierung sieht großes Potenzial für Solaranlagen an Fernstraßen

An Autobahnen und Bundesstraßen in Deutschland gibt es einer Studie der Bundesregierung zufolge große Potenziale für den Bau von Solaranlagen. Wie das Bundesverkehrsministerium am Dienstag mitteilte, könnten entlang der Straßen, an Lärmschutzwällen und Parkflächen insgesamt bis zu 54 Gigawatt Leistung installiert werden. Demnach wurden etwa 250.000 potenziell geeignete Flächen erfasst.

ARD und ZDF ziehen erneut für höheren Rundfunkbeitrag vor Bundesverfassungsgericht

ARD und ZDF ziehen für einen höheren Rundfunkbeitrag erneut vor das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe. Beide öffentlich-rechtlichen Sender begründeten dies am Dienstag damit, dass die Bundesländer bisher keine Umsetzung der von der Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarf der Rundfunkanstalten (KEF) empfohlenen Erhöhung um monatlich 58 Cent auf 18,94 Euro auf den Weg brachten. Dabei verwiesen ARD und ZDF auch auf die jüngste Ministerpräsidentenkonferenz, die im Oktober keinen entsprechenden Entwurf beschlossen hatte.

Textgröße ändern: