Deutsche Tageszeitung - Insolvente Verbraucher sollen schneller schuldenfrei werden

Insolvente Verbraucher sollen schneller schuldenfrei werden


Insolvente Verbraucher sollen schneller schuldenfrei werden
Insolvente Verbraucher sollen schneller schuldenfrei werden / Foto: ©

Verbraucher, die eine Privatinsolvenz anmelden, sollen künftig schneller wieder schuldenfrei sein. Wie Bundesjustizministerin Christine Lambrecht (SPD) am Donnerstag mitteilte, ist im Zuge der Umsetzung der EU-Richtlinie zu Restrukturierungen und Insolvenzen geplant, die reguläre Dauer des Restschuldbefreiungsverfahrens von derzeit sechs auf drei Jahre zu verkürzen. Ausdrücklich schreibt dies die Richtlinie für unternehmerisch tätige Personen vor. "Ich setze mich dafür ein, dass das gleiche auch für Verbraucherinnen und Verbraucher gilt", erklärte die Ministerin.

Textgröße ändern:

Auch nach der geplanten Änderung, über die am Donnerstag zunächst die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" berichtet hatte, würden sich aber weiterhin alle Schuldner die Restschuldbefreiung "dadurch verdienen müssen, dass sie ihren Pflichten im Restschuldbefreiungsverfahren hinreichend nachkommen", betonte Lambrecht. Dazu gehören umfangreiche Offenlegungs- und Mitwirkungspflichten. Auch muss der Schuldner einer Erwerbstätigkeit nachgehen oder sich um eine solche bemühen.

Eine Privatinsolvenz ist für Verbraucher, deren monatliches Einkommen über einen längeren Zeitraum nicht reicht, um die Lebenshaltungskosten selbst bei einer Reduzierung des Lebensstandards zu decken, ein möglicher Weg aus den Schulden. In diesen Fällen kann mit Hilfe einer Schuldnerberatung, eines Anwalts oder Steuerberaters bei Gericht ein Antrag auf Privatinsolvenz eingereicht werden. Dieses Verfahren ermöglicht dann die sogenannte Restschuldbefreiung.

Nach Angaben des Justizministeriums können Schuldner zwar bereits heute eine Restschuldbefreiung nach drei Jahren erlangen. Allerdings setze dies voraus, dass bis dahin nicht nur die Verfahrenskosten, sondern auch 35 Prozent der Insolvenzforderungen gedeckt würden. Eine Auswertung dieser Regelung durch das Ministerium im Jahr 2018 habe aber gezeigt, dass dies von weniger als zwei Prozent der Schuldnerinnen und Schuldner habe erfüllt werden können. Zu den Hauptursachen von Überschuldungen zählen dem Ministerium zufolge bei Verbrauchern unverschuldete und unvorhergesehene Ereignisse wie Krankheit, Scheidung und Arbeitslosigkeit.

Die EU-Richtlinie vom Juni dieses Jahres muss von den Mitgliedstaaten bis zum 17. Juli 2021 umgesetzt werden. Die Umsetzungsfrist kann aber einmalig um ein Jahr verlängert werden.

Um einen abrupten Übergang von der sechsjährigen zur dreijährigen Entschuldungsfrist zu verhindern, ist nach Angaben Lambrechts eine Übergangsregelung geplant, bei der die Fristen nach und nach verkürzt werden.

(L.Møller--DTZ)

Empfohlen

Frankreich schickt letzten Atommüll zurück nach Deutschland

Deutschland erhält seinen letzten Atommüll aus Frankreich zurück: Vier Container mit hoch radioaktivem Material hätten am Dienstag den Bahnhof Valognes in der Nähe der Wiederaufbereitungsanlage La Hague Richtung Deutschland verlassen, teilte der staatliche Atomkonzern Orano mit. Dabei handle es sich um den 13. und letzten Transport von hochradioaktivem Material. Nach Informationen der Umweltorganisation Greenpeace ist er für das 2019 abgeschaltete Atomkraftwerk Philippsburg nahe der französischen Grenze bestimmt.

Schäden an Unterwasser-Kabeln in der Ostsee wecken Verdacht auf Sabotage

Schäden an zwei wichtigen Unterwasser-Kabeln in der Ostsee binnen 48 Stunden haben in Deutschland, Finnland und Schweden den Verdacht auf Sabotage laut werden lassen. Ein solcher Vorfall wecke "sofort den Verdacht, dass absichtlich Schaden angerichtet wird", erklärten am Dienstag Bundesaußenministerin Annalena Baerbock und ihre finnische Kollegin Elina Valtonen. Zuvor waren Schäden sowohl an einem Telekommunikations-Kabel zwischen Deutschland und Finnland als auch an einem derartigen Kabel zwischen Schweden und Litauen bekannt geworden.

Studie der Regierung sieht großes Potenzial für Solaranlagen an Fernstraßen

An Autobahnen und Bundesstraßen in Deutschland gibt es einer Studie der Bundesregierung zufolge große Potenziale für den Bau von Solaranlagen. Wie das Bundesverkehrsministerium am Dienstag mitteilte, könnten entlang der Straßen, an Lärmschutzwällen und Parkflächen insgesamt bis zu 54 Gigawatt Leistung installiert werden. Demnach wurden etwa 250.000 potenziell geeignete Flächen erfasst.

ARD und ZDF ziehen erneut für höheren Rundfunkbeitrag vor Bundesverfassungsgericht

ARD und ZDF ziehen für einen höheren Rundfunkbeitrag erneut vor das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe. Beide öffentlich-rechtlichen Sender begründeten dies am Dienstag damit, dass die Bundesländer bisher keine Umsetzung der von der Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarf der Rundfunkanstalten (KEF) empfohlenen Erhöhung um monatlich 58 Cent auf 18,94 Euro auf den Weg brachten. Dabei verwiesen ARD und ZDF auch auf die jüngste Ministerpräsidentenkonferenz, die im Oktober keinen entsprechenden Entwurf beschlossen hatte.

Textgröße ändern: