Deutsche Tageszeitung - Studie: US-Autozölle und ihre Folgen könnten Deutschland in Rezession stürzen

Studie: US-Autozölle und ihre Folgen könnten Deutschland in Rezession stürzen


Studie: US-Autozölle und ihre Folgen könnten Deutschland in Rezession stürzen
Studie: US-Autozölle und ihre Folgen könnten Deutschland in Rezession stürzen / Foto: ©

US-Zölle auf Autoimporte aus der Europäischen Union und die damit verbundenen Folgen könnten Deutschland einer Studie der Hans-Böckler-Stiftung zufolge im schlimmsten Fall in eine Rezession stürzen. Die Autoren der gewerkschaftsnahen Stiftung simulierten für ihre Untersuchung zwölf Szenarien - von einem kurzen auf Autozölle beschränkten Konflikt bis zu langen Auseinandersetzungen mit einer Ausweitung der Zölle. Das Ergebnis: Schlimmstenfalls drohen jährliche Wachstumsverluste von 0,7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) und eine Rezession.

Textgröße ändern:

US-Präsident Donald Trump drohte in der Vergangenheit bereits mehrfach damit, die Zölle auf EU-Autoimporte drastisch zu erhöhen, um die heimische Branche zu stärken. Möglich sind Abgaben in Höhe von 25 Prozent. Ein solcher Strafzoll "würde die deutsche Wirtschaft an einem empfindlichen Punkt treffen", heißt es in der Studie des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Böckler-Stiftung.

Betroffen seien nicht nur der Export von Autos und Autoteilen selbst, sondern mittelbar auch der Maschinenbau und die Chemieindustrie, die von Aufträgen der Automobilindustrie abhängen, warnte das Institut. Bei Gegenzöllen der EU entstünde eine "Spirale der Eskalation". Bliebe es bei Autozöllen für eine kurze Zeit, sei der Effekt für die deutsche Wirtschaft "schmerzlich, aber noch erträglich", heißt es in der Studie. Zu verkraften wären dann Einbußen von 0,3 Prozent des BIP. Dieses milde Szenario setzt allerdings eine Abwahl von Trump bei den Wahlen 2020 voraus.

Sollte das nicht passieren und sollten sich die Zölle ausweiten, steigt laut IMK auch die Gefahr, dass betroffene Unternehmen die Abgaben nicht mehr durch niedrigere Margen kompensieren, sondern an die Endverbraucher weiterreichen. Die Folge wären "sinkende Absatzzahlen und ein Rückgang der Exporte". Außerdem werde die zunehmende Unsicherheit der Firmen rasch auch andere Branchen erfassen. Im schlechtesten Fall würde das BIP in der Spitze um 0,7 Prozent niedriger ausfallen als ohne den Konflikt, "und zwar jährlich für die Dauer der Auseinandersetzung", hieß es.

Anders als die USA, die vermutlich zur Kompensation des Konflikts die Staatsausgaben erhöhen und Schulden machen würden, habe Deutschland "aufgrund der Schuldenbremse und der EU-Fiskalregeln wenig Spielraum", warnten die Autoren. Die Folgen hierzulande wären dann gravierender als in den USA. Es müsse daher "alles versucht werden, auf dem Verhandlungsweg den Konflikt zu deeskalieren". Bei einem längeren Konflikt sei dann eine "aktive Fiskalpolitik" allerdings unabdingbar.

(N.Loginovsky--DTZ)

Empfohlen

Frankreich schickt letzten Atommüll zurück nach Deutschland

Deutschland erhält seinen letzten Atommüll aus Frankreich zurück: Vier Container mit hoch radioaktivem Material hätten am Dienstag den Bahnhof Valognes in der Nähe der Wiederaufbereitungsanlage La Hague Richtung Deutschland verlassen, teilte der staatliche Atomkonzern Orano mit. Dabei handle es sich um den 13. und letzten Transport von hochradioaktivem Material. Nach Informationen der Umweltorganisation Greenpeace ist er für das 2019 abgeschaltete Atomkraftwerk Philippsburg nahe der französischen Grenze bestimmt.

Schäden an Unterwasser-Kabeln in der Ostsee wecken Verdacht auf Sabotage

Schäden an zwei wichtigen Unterwasser-Kabeln in der Ostsee binnen 48 Stunden haben in Deutschland, Finnland und Schweden den Verdacht auf Sabotage laut werden lassen. Ein solcher Vorfall wecke "sofort den Verdacht, dass absichtlich Schaden angerichtet wird", erklärten am Dienstag Bundesaußenministerin Annalena Baerbock und ihre finnische Kollegin Elina Valtonen. Zuvor waren Schäden sowohl an einem Telekommunikations-Kabel zwischen Deutschland und Finnland als auch an einem derartigen Kabel zwischen Schweden und Litauen bekannt geworden.

Studie der Regierung sieht großes Potenzial für Solaranlagen an Fernstraßen

An Autobahnen und Bundesstraßen in Deutschland gibt es einer Studie der Bundesregierung zufolge große Potenziale für den Bau von Solaranlagen. Wie das Bundesverkehrsministerium am Dienstag mitteilte, könnten entlang der Straßen, an Lärmschutzwällen und Parkflächen insgesamt bis zu 54 Gigawatt Leistung installiert werden. Demnach wurden etwa 250.000 potenziell geeignete Flächen erfasst.

ARD und ZDF ziehen erneut für höheren Rundfunkbeitrag vor Bundesverfassungsgericht

ARD und ZDF ziehen für einen höheren Rundfunkbeitrag erneut vor das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe. Beide öffentlich-rechtlichen Sender begründeten dies am Dienstag damit, dass die Bundesländer bisher keine Umsetzung der von der Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarf der Rundfunkanstalten (KEF) empfohlenen Erhöhung um monatlich 58 Cent auf 18,94 Euro auf den Weg brachten. Dabei verwiesen ARD und ZDF auch auf die jüngste Ministerpräsidentenkonferenz, die im Oktober keinen entsprechenden Entwurf beschlossen hatte.

Textgröße ändern: