Autogipfel bei Kanzlerin Merkel einigt sich auf höhere Prämie für E-Autos
Die Bundesregierung und die Autoindustrie wollen der Elektromobilität in Deutschland mit höheren Zuschüssen und Verbesserungen bei der Ladeinfrastruktur zum Durchbruch verhelfen. Beim Autogipfel am Montagabend im Bundeskanzleramt einigten sich die Teilnehmer auf eine deutliche Erhöhung der Kaufprämie für Elektroautos. Außerdem sollen in den kommenden Jahren zehntausende neue Ladepunkte entstehen.
Bei der Elektromobilität beginne der "entscheidende Markthochlauf jetzt", erklärte Regierungssprecher Steffen Seibert in der Nacht zum Dienstag. Bei dem Treffen bei Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), an dem neben Vertretern der Bundesregierung und der großen Koalition auch Ministerpräsidenten mehrerer Bundesländer sowie Vertreter der Autobauer, der Arbeitnehmer in der Branche und Verkehrsexperten teilgenommen hatten, habe Einigkeit bestanden: "Die Chancen des technologischen Wandels hin zu klimafreundlicheren Antrieben und digitaler Mobilität müssen voll genutzt werden."
Deutschland solle "global führender Standort für die Automobilindustrie der Zukunft bleiben - für Innovation, Wertschöpfung und Beschäftigung in Deutschland", erklärte Seibert. Kanzleramtschef Helge Braun (CDU) fügte hinzu, mit der Erhöhung des sogenannten Umweltbonus beim Kauf eines Elektroautos sei der Umstieg auf E-Mobilität so attraktiv wie nie.
Konkret soll die Prämie noch im November verlängert und deutlich erhöht werden - um 50 Prozent bei Fahrzeugen bis zu einem Nettolistenpreis von 40.000 Euro und bis zu einem Nettolistenpreis von 65.000 Euro um 25 Prozent. Das bedeutet, dass die zur Hälfte von der Industrie getragene Prämie auf bis zu 6000 Euro für Autokäufer steigt. Nach Angaben der Bundesregierung sollen so weitere rund 650.000 bis 700.000 Elektrofahrzeuge gefördert werden. Zudem sollen in den kommenden zwei Jahren 50.000 öffentlich zugängliche Ladepunkte errichtet werden. Die Automobilwirtschaft soll bis 2022 15.000 öffentliche Ladepunkte beisteuern.
Der Grünen-Verkehrsexperte Cem Özdemir kritisierte, die Verkehrswende werde noch immer "in homöopathischen Dosen" angegangen. Die Maßnahmen würden nicht reichen, um die notwendigen CO2-Einsparungen bis 2030 zu erreichen, sagte er im ZDF-"Morgenmagazin". Nötig sei, generell auch auf weniger Fahrzeuge durch mehr geteilte Autos und auf mehr Fahrräder und Nahverkehr zu setzen.
Der Chef des Verbands der Automobilindustrie (VDA), Bernhard Mattes, sprach im Deutschlandfunk hingegen von einem "vollen Erfolg". Die Einigung sei ein "gutes Ergebnis für die Umwelt, für individuelle Mobilität - aber auch für Innovation, Wertschöpfung und Beschäftigung in Deutschland".
(L.Møller--DTZ)