Dänemark gibt grünes Licht für Nord Stream 2
Das umstrittene Pipeline-Projekt Nord Stream 2 hat mit einer Genehmigung aus Dänemark die letzte behördliche Hürde genommen. Die dänische Energieagentur gab am Mittwoch grünes Licht für den Bau der Pipeline, die das Potenzial für russische Gaslieferungen nach Deutschland deutlich erhöhen soll. Die Nord Stream 2 AG reagiert erfreut.
Die Behörde in Kopenhagen erteilte die Erlaubnis, die Pipeline in der Ostsee südöstlich der Insel Bornholm auf einer 147 Kilometer langen Route zu verlegen. Dänemarks Energie- und Klimaminister Dan Jörgensen sagte, dabei handle es sich um eine "rein administrative Entscheidung".
Die Pipeline Nord Stream 2 befindet sich bereits seit längerem im Bau. Aktuell sind nach Unternehmensangaben bereits über 2100 Kilometer der Pipeline verlegt worden. Vollständig abgeschlossen ist die Rohrverlegung in russischen, finnischen und schwedischen Gewässern, in deutschen Gewässern größtenteils.
Politisch ist das Projekt umstritten. Kritiker befürchten, dass es die strategische und wirtschaftliche Bedeutung alternativer Pipelines und traditioneller Transitländer schwächen könnte. Angeführt wird auch das Argument, dass Deutschland sich zu sehr von russischem Gas abhängig mache. Befürworter verweisen hingegen unter anderem auf die wirtschaftliche Bedeutung der Gaseinfuhren und darauf, dass Unternehmen aus mehreren europäischen Ländern finanziell beteiligt seien.
Kritisch sehen neben der US-Regierung in Washington insbesondere östliche EU-Staaten das Unterfangen. Polen und die Ukraine als bisherige Transitländer für Gaslieferungen befürchten eine Schwächung.
Regierungssprecher Steffen Seibert sagte am Mittwoch in Berlin, für die Bundesregierung sei immer klar gewesen, dass das Projekt auch eine "politische Dimension" habe. Der Gastransfer durch die Ukraine müsse "eine Zukunft haben", betonte er.
Das Nord-Stream-2-Konsortium wird vom russischen Gazprom-Konzern angeführt, der die Hälfte der Finanzierung des 9,5-Milliarden-Euro-Projekts aufbringt. Zu den Beteiligten gehören die deutschen Unternehmen Uniper und Wintershall.
Das grüne Licht aus Kopenhagen begrüßte das Unternehmen. "Wir freuen uns über die Zustimmung Dänemarks zum Bau der Nord Stream 2-Pipeline", erklärte Samira Kiefer Andersson von der Nord Stream 2 AG. "Wir werden die konstruktive Zusammenarbeit mit den dänischen Behörden fortsetzen, um den Bau der Pipeline abzuschließen", fügte sie hinzu.
Erfreut äußerte sich auch der Vorsitzende des Ost-Ausschuss - Osteuropavereins der Deutschen Wirtschaft, Oliver Hermes. Die Genehmigung Dänemarks sei "eine sehr gute Nachricht für die europäischen Verbraucher" und sichere die Konkurrenzfähigkeit der europäischen Wirtschaft, erklärte er. "Die zusätzlichen Gaslieferungen helfen uns, in Zeiten sinkender EU-Eigenförderung und steigender Nachfrage Energiepreise stabil zu halten."
Erdgas als "Brückenenergie" spiele angesichts des Atom- und Kohleausstieg "eine entscheidende Rolle dabei, unsere ambitionierten Klimaziele zu erreichen und gleichzeitig wettbewerbsfähig zu bleiben", erklärte Hermes. Die Entscheidung für Nord Stream 2 sei keine Entscheidung gegen die Ukraine. Diese werde weiter als wichtiges Transitland für russisches Erdgas benötigt, um die steigende Nachfrage zu stillen und die Bezugswege zu diversifizieren. Nötig sei deshalb ein neuer Gas-Transitvertrag zwischen Russland und der Ukraine bis Jahresende.
(O.Tatarinov--DTZ)