Furcht vor Jobverlusten bei Fusion von Opel-Mutter PSA mit Fiat Chrysler
Die geplante Großfusion des französischen Opel-Mutterkonzerns PSA mit Fiat Chrysler weckt die Furcht vor Jobverlusten: "Opel zieht den schwarzen Peter", warnte Automobilexperte Ferdinand Dudenhöffer am Mittwoch. Nach einem möglichen Zusammenschluss müsse "einiges an Überkapazitäten" abgebaut werden - womöglich in Deutschland. Frankreich als indirekter Anteilseigner bei PSA dringt auf den Erhalt von Arbeitsplätzen im eigenen Land.
Dudenhöffer sagte der Nachrichtenagentur AFP, eine Fusion werde "an Opel nicht spurlos vorbeigehen". Der krisengeschüttelte Autobauer, der seit 2017 zur französischen PSA-Gruppe gehört, sei in der Vergangenheit "immer der große Verlierer" gewesen, auch schon unter dem früheren US-Eigentümer General Motors.
Für fraglich hält es der Professor für Automobilwirtschaft an der Universität Duisburg-Essen etwa, ob PSA und Fiat Chrysler das Rüsselsheimer Opel-Entwicklungszentrum weiter betreiben wollen. Zum aktuellen Sanierungsplan bei Opel gehört unter anderem ein Abbau von 2000 der 6400 Stellen in Rüsselsheim.
Die französische Regierung kündigte an, die Fusionspläne von PSA und Fiat Chrysler "besonders wachsam" zu verfolgen. Besonders bei Arbeitsplätzen und der künftigen Führungsstruktur will der Staat nach Angaben des Pariser Wirtschaftsministeriums genau hinschauen. Der französische Staat kontrolliert über die öffentliche Investmentbank Bpifrance indirekt knapp 13 Prozent der PSA-Anteile.
Im Juni war ein Zusammenschluss von Fiat Chrysler mit dem französischen Autobauer Renault gescheitert, nachdem Paris Auflagen gemacht hatte. Italien warf Frankreich daraufhin "politische Einflussnahme" vor.
Die Gewerkschaft IG Metall in Hessen und der Opel-Betriebsrat wollten sich vorerst nicht zu den Fusionsplänen äußern. Die französische Gewerkschaft CGT äußerte die Befürchtung, dass die Beschäftigten für die Fusion über kurz oder lang "den Preis zahlen" werden. Andere Gewerkschaften reagierten positiver.
Nach Angaben von Fiat Chrysler soll durch die Fusion ein "weltweiter Spitzenreiter im Mobilitätsbereich" entstehen. Er hätte einen Börsenwert von rund 50 Milliarden Euro. An den Aktienmärkten in Italien und Frankreich wurden die Pläne enthusiastisch aufgenommen, die Kurse von PSA und Fiat Chrysler zogen deutlich an.
Gemeinsam würden PSA und Fiat Chrysler - gemessen an der Zahl der 2018 verkauften Fahrzeuge - den viertgrößten Autokonzern der Welt bilden, nach Volkswagen, der Allianz von Renault, Nissan und Mitsubishi sowie Toyota. Zu dem fusionierten Konzern würden Marken wie Opel, Peugeot und Citroën gehören sowie Alfa Romeo, Chrysler und Maserati.
Nach AFP-Informationen verhandeln beide Konzerne über einen Zusammenschluss unter Gleichen, aber auch andere Optionen liegen auf dem Tisch. PSA-Chef Carlos Tavares könnte den Angaben zufolge das fusionierte Unternehmen als Generaldirektor leiten. Der Verwaltungsratschef von Fiat Chrysler (FCA), John Elkann, könnte dem Aufsichtsgremium auch in dem neuen Konzern vorstehen.
Die Fusion würde PSA einen Zugang zum US-Markt geben, wo Fiat Chrysler unter anderem mit den Marken Jeep und Dodge RAM in sehr lukrativen Segmenten aktiv ist. Fiat Chrysler wiederum braucht einen Partner für den asiatischen Markt und will seine Rolle in Europa stärken. Eine Fusion könnte dem US-italienischen Konzern auch einen Schub bei der Entwicklung von Elektroautos geben, bei dem er Nachholbedarf hat.
(O.Tatarinov--DTZ)