Regierung nominiert Ökonomin Schnabel für EZB-Direktorium
Die Bundesregierung hat die Wirtschaftsprofessorin Isabel Schnabel für den frei werdenden Posten im Direktorium der Europäischen Zentralbank (EZB) nominiert. Mit Schnabel sei eine "sehr gute Kandidatin gefunden", erklärte Finanzminister Olaf Scholz (SPD) am Mittwoch nach der Entscheidung im Kabinett. Sie sei eine "herausragende Ökonomin und ausgewiesene Expertin in Bank- und Währungsfragen", fuhr er fort.
Am Dienstag war durch einen Bericht der "Süddeutschen Zeitung" sowie zweier weiterer Quellen, darunter einer EZB-nahen, bekannt geworden, dass sich die Regierung auf die Ökonomin geeinigt hat. Federführend ist das Finanzministerium. Die 48-jährige Schnabel ist eine der Wirtschaftsweisen der Bundesregierung. Sie soll nun im EZB-Direktorium auf die Notenbankerin Sabine Lautenschläger folgen.
Lautenschläger hatte kürzlich mitgeteilt, dass sie vorzeitig zum 31. Oktober aus dem Direktorium ausscheidet. Zu dem Gremium zählen neben EZB-Präsident Mario Draghi fünf weitere Mitglieder. Gemeinsam mit den 19 nationalen Notenbankchefs der Eurostaaten bilden sie den EZB-Rat, das wichtigste Beschlussorgan der Zentralbank, das den geldpolitischen Kurs im Euroraum absteckt. Auslöser für Lautenschlägers Rückzug waren offenbar Meinungsverschiedenheiten über die ultralockere Geldpolitik der EZB.
Schnabel, die an der Universität Bonn lehrt, gilt als Unterstützerin der Geldpolitik der EZB unter Präsident Mario Draghi, der seinen Posten demnächst an Christine Lagarde übergibt. Schnabel werde "in der EZB gute Arbeit leisten" für die Eurozone und für Deutschland, zeigte sich Scholz überzeugt.
Die Ökonomin selbst erklärte über die Website ihrer Uni, sie fühle sich "geehrt" von der Nominierung. Nun folge aber noch ein längerer Prozess der "Ernennung durch die europäischen Gremien". Ernannt wird das neue Direktoriumsmitglied nach einer Anhörung vor dem EU-Parlament durch den Europäischen Rat.
(L.Møller--DTZ)