Krankenkassen melden 71 Prozent mehr Krankheitstage als 2008
Die Zahl der Krankheitstage deutscher Arbeitnehmer ist im vergangenen Jahrzehnt deutlich gestiegen. Das geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine kleine Anfrage der Linksfraktion hervor, die der Nachrichtenagentur AFP am Mittwoch vorlag. Demnach stieg die Zahl der Krankheitstage gesetzlich krankenversicherter Arbeitnehmer von knapp 319 Millionen im Jahr 2008 um 71 Prozent auf etwa 546 Millionen im Jahr 2017.
Zwar stieg in den vergangenen Jahren auch die Zahl der Beschäftigten - gleichwohl nahm aber auch der durchschnittliche Krankenstand der gesetzlichen Versicherten zu. Laut Bundesregierung stieg er bei Frauen von 3,5 Prozent im Jahr 2008 auf 4,5 Prozent 2018. Bei Männern waren es 2008 demnach 3,3 und im vergangenen Jahr 4,0 Prozent.
Psychische Erkrankungen und Verhaltensstörungen haben den Angaben zufolge Atemwegserkrankungen als zweithäufigste Ursache für Krankmeldungen abgelöst. Fast 98 Millionen Krankheitstage waren 2017 auf psychische Leiden zurückzuführen, das entsprach einem Zuwachs von 144 Prozent seit 2008. Männer waren dabei mit etwa 39 Millionen Tagen deutlich weniger betroffen als Frauen (gut 59 Millionen Tage), bei ihnen nahm die Zahl aber sogar um 160 Prozent zu (Frauen: 135 Prozent).
Eine Anti-Stress-Verordnung sei vor diesem Hintergrund "längst überfällig", kritisierte die Linken-Abgeordnete Jutta Krellmann. "Sie bedeutet klare und verbindliche Richtlinien, um Stress bei der Arbeit einzudämmen." Arbeitgeber scheuten sich vor einer ausreichenden Gefährdungsbeurteilung zur psychischen Belastung ihrer Mitarbeiter. "Deshalb brauchen wir dringend flächendeckende Arbeitsschutzkontrollen", forderte Krellmann.
Der häufigste Grund für Krankmeldungen waren laut Bundesregierung "Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems und des Bindegewebes" mit knapp 139 Millionen Krankheitstagen (plus 63 Prozent), Atmungserkrankungen waren mit rund 82 Millionen Tagen (plus 74 Prozent) die dritthäufigste Diagnose.
(M.Dorokhin--DTZ)