Deutsche Händler importierten binnen fünf Jahren 40.000 Tonnen Rindfleisch aus Brasilien
Deutsche Handels- und Restaurant-Ketten haben in den vergangenen fünf Jahren mehr als 40.000 Tonnen Rindfleisch von brasilianischen Fleischkonzernen eingeführt. Die Konzerne seien nachweislich an der Abholzung des Regenwaldes beteiligt, berichtete die "Welt am Sonntag" unter Berufung auf Zahlen eines internationalen Rechercheprojekts.
Die Recherche zeigt demnach, dass deutsche Firmen seit 2015 Rindfleisch für rund 230 Millionen Euro bei drei brasilianischen Fleischkonzernen kauften, die an der Brandrodung und Abholzung geschützter Regionen beteiligt waren: JBS, Minerva und Marfrig Global Foods.
Alle drei bezogen noch in diesem oder im vergangenen Jahr bei großen Farmen Rinder, die laut brasilianischen Umweltbehörden illegal Wälder in Weideland umgewandelt haben, wie die Zeitung weiter berichtete. Aus den ausgewerteten Handelsdaten gehe hervor, dass etwa der Fleischkonzern Tönnies, die Steakhauskette Block House und Fleischhändler, die Supermärkte beliefern, das Fleisch kauften.
Den Berechnungen zufolge wurden für die fraglichen Importe nach Deutschland pro Jahr jeweils rund 2,5 Quadratkilometer geschützter Naturgebiete in Weideland umgewandelt - das entspricht etwa einer Fläche von jährlich 350 Fußballfeldern. Damit sei Deutschland für sieben bis acht Prozent der Abholzung durch EU-Importe insgesamt verantwortlich.
Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU) sagte der Zeitung: "Der Regenwald darf nicht für neue Agrarflächen und Tierfutter brennen." Die Brandrodung der Regenwälder verursache elf Prozent des weltweiten CO2-Ausstoßes. Er forderte die Verbraucher auf, durch ihr Einkaufsverhalten zur Vermeidung von Abholzung beizutragen.
Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter sieht dagegen ein Versagen der Bundesregierung, die es bisher nicht geschafft habe, "den globalen Dumping-Wettbewerb, den wir auf dem Rücken von Umwelt, Klima und Menschenrechten erleben, zu beenden". Hofreiter sagte, die Bundesregierung müsse sich dafür einsetzen, dass die EU "verbindliche entwaldungsfreie Lieferketten" beschließe.
Auch die Umweltorganisation WWF forderte, es müsse ein Lieferkettengesetz geben. So könnten Importeure aus Deutschland für entstehende Umweltschäden in Herkunftsländern wie Brasilien haftbar gemacht werden. Auch Linken-Chefin Katja Kipping forderte ein solches Gesetz: "Die Verbraucherinnen und Verbraucher müssen rechtlich davor geschützt werden, unwissentlich Fleisch zu kaufen, das in seiner Produktion die Umwelt zerstört und den Menschen schadet."
(A.Stefanowych--DTZ)