VCI: Treibhausneutralität bis 2050 würde rund 45 Milliarden Euro zusätzlich kosten
Die chemische Industrie in Deutschland kann laut einer Studie bis zum Jahr 2050 klimaneutral werden - bei erheblichen zusätzlichen Investitionen und einem dauerhaft niedrigen Industriestrompreis. Das ist das Ergebnis einer Analyse, die der Verband der Chemischen Industrie (VCI) am Mittwoch in Berlin vorstellte. Notwendig seien zudem die Entwicklung neuer Verfahren in der Basischemie sowie "erhebliche Mengen emissionsfreien Stroms" aus erneuerbaren Quellen.
Für die Untersuchung wurden drei Pfade und deren Kosten durchgerechnet: Danach könnte die Chemie bis 2050 eine Treibhausminderung um 27 Prozent gegenüber 2020 erreichen, wenn sie bei erhöhter Effizienz weiter mit den heutigen Technologien produzierte.
61 Prozent Verringerung wären demnach möglich, wenn die Unternehmen stark in neue Prozesstechnologien der Basischemie investierten. Damit einher ginge allerdings ein "sehr hoher" Bedarf an erneuerbarem Strom von 224 Terawattstunden pro Jahr, wie der VCI mitteilte. Das entspricht der Gesamtstrommenge Deutschlands aus erneuerbaren Energien im vergangenen Jahr. Die zusätzlichen Investitionen in neue Anlagen wurden mit rund 15 Milliarden Euro veranschlagt.
Eine fast vollständige Reduzierung der Treibhausgase könnte laut Studie erreicht werden, wenn die Unternehmen zum einen neue Technologien bereits dann einführten, wenn sie noch nicht rentabel sind. Allein für die Herstellung von sechs Grundchemikalien müsste die chemische Industrie zwischen 2020 und 2050 rund 45 Milliarden zusätzlich investieren, hieß es. Gleichzeitig würde der Strombedarf weiter auf 628 Terawattstunden ansteigen.
Die Ergebnisse der Untersuchung zeigten, "dass eine treibhausneutrale Chemie ohne günstige Rahmenbedingungen schwierig umzusetzen" sei, erklärte VCI-Experte Klaus Schäfer. Die Politik habe die Aufgabe, neue Technologien von der Entwicklung bis zur Markteinführung zu begleiten.
Vor allem niedrige Strompreise seien für die Branche aber unabdingbar, fügte Schäfer hinzu. Die neuen Verfahren seien in Deutschland vor 2050 nur bei Stromkosten von vier Cent pro Kilowattstunde wirtschaftlich. "Davon sind wir heute weit entfernt." Die Politik werde daher über die heutigen Entlastungsregeln hinaus weitere Maßnahmen treffen müssen, um die Stromkosten für die Industrie zu dämpfen, forderte Schäfer.
(N.Loginovsky--DTZ)