Neue IWF-Chefin fordert Bundesregierung zu stärkeren Investitionen auf
Angesichts der schwächelnden Konjunktur in Deutschland hat die neue Direktorin des Internationalen Währungsfonds (IWF), Kristalina Georgieva, die Bundesregierung zu deutlich verstärkten staatlichen Investitionen aufgerufen. Staaten wie Deutschland mit Spielräumen in ihren Haushalten sollten mittels "fiskalischer Feuerkraft" die Wirtschaft stimulieren, sagte die Bulgarin am Dienstag in einer Rede in Washington.
Verstärkte staatliche Investitionen vor allem in die Infrastruktur sowie in Forschung und Entwicklung würden dazu beitragen, "die Nachfrage und das Wachstumspotenzial" anzukurbeln, betonte Georgieva. Appelle zur Steigerung der staatlichen Investitionen richtete sie auch an die Niederlande und Südkorea.
Das Abflauen des deutschen Wirtschaftswachstums dürfte auch Thema der Jahrestagungen von IWF und Weltbank sein, die Ende kommender Woche in der US-Hauptstadt stattfinden. Die führenden deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute gehen in ihrer jüngsten Prognose nur noch von einem Wachstum des deutschen Bruttoinlandsprodukts (BIP) in diesem Jahr von 0,5 Prozent aus. In ihrem Frühjahrsgutachten hatten sie noch mit 0,8 Prozent gerechnet.
Auch für 2020 schraubten die Forscher ihre Prognose in dem vergangene Woche veröffentlichten Gutachten herunter, von 1,8 Prozent auf 1,1 Prozent. Verlangsamt werde das Wachstum durch eine "Industrie in der Rezession". Gründe dafür seien die anhaltenden Handelskonflikte und die Unsicherheit rund um den Brexit, erläuterten die Institute.
Laut Georgieva befindet sich die gesamte Weltwirtschaft in einem "synchronisierten Abschwung". Für 2019 werde in "90 Prozent der Welt" ein langsameres Wachstum erwartet. Die globale Wachstumsrate werde auf den niedrigsten Stand seit Beginn des Jahrzehnt sinken. Eine konkrete Zahl nannte Georgieva noch nicht. Der IWF wird seine Prognosen für die Weltwirtschaft sowie einzelne Länder und Regionen am Dienstag kommender Woche veröffentlichen.
Als eine der Hauptursachen für die globale Konjunkturabschwächung nannte Georgieva die fortdauernden Handelskonflikte. Das weltweite Wachstum des Handels sei "fast zum Stillstand gekommen". Teilweise aufgrund der Handelskonflikte hätten rund um den Globus die industriellen Aktivitäten und Investitionen deutlich nachgelassen.
Die Weltwirtschaft wird vor allem durch den seit mehr als anderthalb Jahren tobenden Handelskonflikt zwischen den USA und China belastet. Hinzu kommen unter anderem die anhaltenden Handelsstreitigkeiten zwischen den USA und der EU.
(O.Tatarinov--DTZ)