Bericht: Fast jeder NRW-Bürger hatte Zugang zu Wilke-Wurstwaren
Im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen geht das Landesamt für Umwelt- und Naturschutz (Lanuv) davon aus, dass fast jeder Bürger Zugang zu womöglich keimbelasteten Waren des hessischen Wurstherstellers Wilke hatte. "Wilke war ein großer Lieferant und stellte auch Vorprodukte für Eigenmarken anderer Unternehmen her", sagte Lanuv-Sprecher Wilhelm Deitermann der Düsseldorfer "Rheinischen Post" (Dienstagsausgabe). Vom Rückruf der Wilke-Wurstwaren seien in Nordrhein-Westfalen hunderte Unternehmen betroffen.
"Flächendeckend dürfte fast jeder Verbraucher in NRW einen Zugang zu den Waren der Firma Wilke gehabt haben", sagte Deitermann der Zeitung. "Wilke selbst hat seine Kunden, dazu gehören Großhändler, Altenheime, Krankenhäuser und andere Betriebe, über seine Kundenliste angeschrieben und zum Rückruf aller Wurst- und Fleischwaren aufgefordert." Nun überwachten die Kreisveterinärämter als zuständige Behörden, ob auch wirklich alle Wilke-Waren aus den Regalen verschwänden, erklärte Deitermann.
Im nordhessischen Landkreis Waldeck-Frankenberg war am vergangenen Mittwoch nach zwei Todesfällen durch Bakterien der Wurstbetrieb Wilke vorerst geschlossen worden. Ursache der Todesfälle waren einem Kreissprecher zufolge Listerien, die im Fleisch des Unternehmens festgestellt wurden. Bei gesunden Menschen können Listerien grippeähnliche Symptome auslösen. Für Risikogruppen, zu denen Ältere oder Schwangere zählen, können die Bakterien jedoch tödlich sein.
Die Verbraucherorganisation Foodwatch kritisierte erneut die Informationspolitik der Behörden. Das hessische Verbraucherschutzministerium habe bereits am 12. August vom Listerien-Verdacht erfahren, erklärte Foodwatch unter Berufung auf Angaben des Ministeriums am Montagabend. Erst acht Tage später, am 20. August, seien der für die Kontrolle der Firma zuständige Landkreis sowie das Regierungspräsidium Kassel darüber informiert worden. Bis zur Stilllegung der Produktion und zum weltweiten Rückruf aller Wilke-Produkte seien damit insgesamt mehr als sieben Wochen vergangen.
"Fest steht: Das hat alles viel zu lange gedauert", kritisierte Foodwatch-Geschäftsführer Martin Rücker. Das Ministerium müsse nun schnell für Transparenz sorgen, forderte er.
Das Verbraucherschutzministerium in Wiesbaden hatte am Montag Aufklärung zugesichert und eine Liste betroffener Marken veröffentlicht. Viele Wilke-Produkte seien zudem an Wursttheken in Supermärkten verkauft worden. Die Kunden würden deshalb "sicherheitshalber gebeten, im Zweifelsfall bei den jeweiligen Verkaufsstellen nachzufragen, ob dort Produkte der Firma Wilke verkauft wurden", erklärte das Ministerium.
(N.Loginovsky--DTZ)