Arbeitnehmer in Ostdeutschland verdienen knapp 17 Prozent weniger
Beschäftigte in Ostdeutschland verdienen nach wie vor deutlich weniger als im Westen. Wie eine Studie der Hans-Böckler-Stiftung am Dienstag vor dem Tag der Deutschen Einheit ergab, sind Löhne in den neuen Bundesländern bei gleichem Geschlecht und "vergleichbarer Berufserfahrung" 16,9 Prozent geringer als in Westdeutschland. Die gewerkschaftsnahe Stiftung führt das vor allem auf "die geringere Verbreitung von Tarifverträgen" zurück.
"Unterteilt man die Berufe nach dem Qualifikationsniveau, beträgt der Abstand bei fachlich ausgerichteten Tätigkeiten 17,4 Prozent", erklärte die Stiftung - darunter fallen die meisten Ausbildungsberufe. Bei "akademisch geprägten Berufen" beträgt der Gehaltsrückstand demnach 15,4 Prozent. Die Ergebnisse basieren auf einer Auswertung von fast 175.000 Datensätzen des Stiftungsportals Lohnspiegel.de.
Während in Brandenburg "aufgrund des prosperierenden Berliner Umlandes" der Rückstand zum Westen mit 13,9 Prozent am geringsten ausfällt, ist Sachsen mit 18,2 Prozent das Schlusslicht der Studie. "In Berlin, das sich aufgrund seiner Sonderstellung nicht eindeutig zuordnen lässt, beträgt der Rückstand zum Westen 4,5 Prozent", erklärten die Studienautoren.
"Bei den Tariflöhnen haben die Gewerkschaften inzwischen eine weitgehende Angleichung zwischen Ost und West durchsetzen können", fügten sie hinzu, "aber Tarifverträge können nur da wirken, wo sie auch verbindlich angewendet werden". Die Stiftung berief sich hierbei auf Berechnungen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, nach denen 2018 "nur 45 Prozent der ostdeutschen Beschäftigten nach einem Tarifvertrag bezahlt" worden seien, "im Westen waren es hingegen 56 Prozent".
(Y.Ignatiev--DTZ)