Wirtschaftsinstitut IMK senkt Wachstumserwartungen für 2019 und 2020
Vor dem Hintergrund einer drohenden Rezession sieht das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung noch keine Kehrtwende in der deutschen Wirtschaft. In seiner am Montag in Berlin vorgestellten Konjunkturprognose senkte das Institut die Wachstumserwartung für 2019 um 0,6 Prozentpunkte und für 2020 um 0,9 Prozentpunkte. Das IMK rechnet demnach mit einem BIP-Wachstum von 0,4 und 0,7 Prozent.
"Die zugespitzten weltwirtschaftlichen Verwerfungen treffen die exportorientierte deutsche Industrie in diesem und im kommenden Jahr schwer", erklärte das Wirtschaftsinstitut. Der Beschäftigungsaufbau komme 2020 "zum Erliegen, die Arbeitslosenquote steigt von 5,0 im Jahresdurchschnitt 2019 auf durchschnittlich 5,2 Prozent", prognostizierten die Ökonomen.
Sie machten neben der "von den USA ausgelösten Handelskonflikte" und einem drohenden harten Brexit unter anderem "mögliche Verzögerungen bei deutschen Autobauern während der Umstellung auf die nächsten Stufen des neuen Abgasmessverfahrens WLTP" als Ursache für die lahmende Konjunktur aus.
Bislang bewahre zwar eine stabile, private Konsumnachfrage die Wirtschaft noch "vor einer echten, tiefen Krise", erklärte der IMK-Direktor Sebastian Dullien. "Aber auf Dauer sollte man sich darauf nicht verlassen". Die Politik müsse entschlossen gegensteuern, sonst "greifen die Bremseffekte nach und nach auf Dienstleistungen, Konsumklima und Arbeitsmarkt über und es droht der Absturz".
Die erneut gelockerte Geldpolitik der Europäischen Zentralbank muss nach Ansicht der Wirtschaftsforscher durch staatliche Investitionen unterstützt werden. Diese seien auch "dringend erforderlich, um den Strukturwandel hin zur Klimaneutralität zu bewältigen und die teilweise stark veraltete Infrastruktur zu modernisieren".
(N.Loginovsky--DTZ)