Insolvenzverwalter sehen bei deutscher Thomas Cook Chancen für die Zukunft
Trotz der schwierigen Situation bei Thomas Cook Deutschland nach der Pleite des britischen Mutterkonzerns sehen die vorläufigen Insolvenzverwalter Perspektiven für die deutschen Touristik-Tochtergesellschaften. Es werde alles unternommen, um "eine Zukunftslösung zu finden", kündigte Rechtsanwalt Ottmar Hermann am Mittwoch an, nachdem sich die insgesamt drei vorläufigen Insolvenzverwalter vor Ort einen ersten Überblick verschafften.
"Wir haben heute eine hoch motivierte und engagierte Belegschaft erlebt, die für den Erhalt der Unternehmen aus vollem Herzen kämpft", erklärte Hermann. Nachdem die Thomas Cook GmbH am Mittwoch einen Insolvenzantrag gestellt hatte, um sich aus den "finanziellen Verflechtungen und Haftungsverhältnissen" mit dem britischen Mutterkonzern zu lösen, bestellte das Amtsgericht Bad Homburg neben Hermann auch die Insolvenzrechtler Fabio Algari und Julia Kappel-Gnirs zu vorläufigen Insolvenzverwaltern für die deutschen Töchter. Kappel-Gnirs soll dabei für die Bucher & Öger Tours GmbH zuständig sein, Algari für die Thomas Cook GmbH.
Hermann, zuständig für die Thomas Cook Touristik GmbH, gilt der "Wirtschaftswoche" zufolge als einer der renommiertesten deutschen Insolvenzexperten. Er war in der Vergangenheit bei zahlreichen Großverfahren wie etwa der Insolvenz der Kaufhaus-Kette Woolworth im Einsatz.
Im hessischen Oberursel, Sitz der deutschen Thomas Cook, führten die drei vorläufigen Insolvenzverwalter am Mittwoch nach eigenen Angaben bereits erste Gespräche mit den Betriebsräten und hielten gemeinsam mit der Geschäftsführung eine Mitarbeiterversammlung ab. Dort wurde die Belegschaft demnach auch darüber informiert, dass die Löhne und Gehälter der rund 2000 Mitarbeiter durch das Insolvenzgeld bis Ende November 2019 gesichert sind.
Für das Ziel, die deutschen Touristik-Tochtergesellschaften zu erhalten, sollen nun Schritt für Schritt geeignete Maßnahmen ausgearbeitet werden. Das Hauptaugenmerk soll neben der Stabilisierung der drei Unternehmen aber auch auf den betroffenen Kunden liegen.
Derzeit befinden sich noch rund 97.000 deutsche Touristen, die über Thomas Cook eine Pauschalreise gebucht haben, an ihren Urlaubszielen. Der Urlaub sowie die Rückreise dieser Kunden sind nach Angaben der vorläufigen Insolvenzverwalter über den Sicherungsschein des Insolvenzversicherers Zurich abgesichert und können wie geplant ablaufen.
Allerdings: Reisen, die für den Zeitraum von diesem Freitag, dem 27. September, bis einschließlich 13. Oktober 2019 gebucht wurden, können demnach aus insolvenzrechtlichen Gründen derzeit nicht angetreten werden - auch wenn sie teilweise oder sogar ganz bezahlt wurden.
Die davon betroffenen Kunden sollen den vorläufigen Insolvenzverwaltern zufolge nun so schnell wie möglich von den Unternehmen informiert werden. Betroffene Kunden können sich zudem an den von Zurich beauftragten Dienstleister Kaera unter www.kaera-ag.de wenden.
(A.Stefanowych--DTZ)