Entsorger fordern 50 Euro Pfand für Lithium-Ionen-Akkus
Die deutschen Entsorger fordern nach zahlreichen Bränden in Müllfahrzeugen und Sortieranlagen eine Pfandpflicht für Lithium-Ionen-Akkus - und zwar in empfindlicher Höhe. Wie die "Welt am Sonntag" unter Berufung auf ein Positionspapier des Bundesverbands der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Rohstoffwirtschaft (BDE) berichtete, sollen künftig beim Kauf bestimmter Akku-Geräte 50 Euro hinterlegt werden.
Gelten soll dies demnach für Geräte mit Akkus ab einer Energiedichte von neun Volt. Betroffen wären dann zum Beispiel E-Bikes und Scooter, aber auch Mähroboter, Handstaubsauger und Akkuschrauber. Smartphones indes zählen nicht dazu, deren Stromspeicher kommt nur auf eine Energiedichte von bis zu fünf Volt.
Die beträchtliche Höhe des Pfandbetrags, der teils sogar den Preis des Neugeräts überschreitet, ist dabei bewusst gewählt. "Wir wollen ja mit Absicht eine spürbare Wirkung erzielen. Es muss weh tun, bei der Entsorgung auf das Pfand zu verzichten", sagte BDE-Präsident Peter Kurth der "WamS". Nur so werde den Akkus ein Wert zugeschrieben, der einen fachgerechten Umgang am Ende des Lebenszyklus’ ermöglicht. "Denn niemand schmeißt einen 50-Euro-Schein einfach in die Tonne", sagte Kurth.
Grund für die Forderungen sind zahlreiche Brände von Entsorgungsfahrzeugen, Betriebshöfen und Sortieranlagen in den vergangenen Monaten, die nach Ansicht des BDE durch falsch entsorgte Batterien und Akkus entstanden sind. Zwar sind die Gesetze eindeutig: Verbraucher müssen alte Batterien, Akkus und Elektrogeräte wahlweise zum Wertstoff- und Recyclinghof bringen oder im Handel abgeben. Trotzdem landet ein Großteil im Hausmüll, berichten Unternehmen aus der Branche und sprechen von einer "statistischen Häufung".
Die Politik signalisiert Gesprächsbereitschaft. "Die latente Brandgefahr ist ein großes Risiko für das gesamte Recycling in Deutschland", sagte Michael Thews (SPD), der stellvertretende Vorsitzende im Ausschuss Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit im Deutschen Bundestag der "WamS". Er fürchtet demnach sogar einen Entsorgungsnotstand, wenn mehrere Anlagen aufgrund von Bränden ausfallen.
Noch gibt es keine abgestimmte Meinung mit den anderen Fraktionen im Bundestag. "Das kann aber relativ schnell gehen", sagte Thews.
Zuletzt hatte die FDP-Fraktion eine bessere Aufklärung für Verbraucher über die richtige Akku-Entsorgung angemahnt und der Bundesregierung hier Versäumnisse vorgeworfen. Nötig sei "die Entnehmbarkeit von Batterien bei Elektrogeräten sowie von Politik und Industrie unterstützte Aufklärungskampagnen für Verbraucher", forderte die umweltpolitische Sprecherin Judith Skudelny.
(W.Budayev--DTZ)