Commerzbank will jede fünfte Filiale schließen
Die Commerzbank will ihr Filialnetz in Deutschland deutlich ausdünnen. Der neuen Strategie des Konzerns zufolge soll es künftig mit rund 800 Filialen etwa 200 weniger als heute geben, wie die Bank am Freitag in Frankfurt am Main mitteilte. Im Zuge der Neuausrichtung sollen unter dem Strich zudem 2300 Stellen wegfallen.
Mit der neuen Strategie wolle das Finanzinstitut sich "zukunftssicher aufstellen", erklärte die Commerzbank. Demnach sollen "voraussichtlich" rund 4300 Vollzeitstellen wegfallen, gleichzeitig aber rund 2000 Vollzeitstellen vor allem im Bereich Digitalisierung und IT-Infrastruktur aufgebaut werden.
Der Aufsichtsrat soll sich am kommenden Mittwoch und Donnerstag mit den Plänen befassen. Vorgesehen ist auch der Verkauf der polnischen Tochter M-Bank, um mit den dadurch frei werdenden Mitteln die neue Strategie schneller umsetzen und Investitionen ermöglichen zu können.
Darüber hatte am Freitag zunächst das "Handelsblatt" berichtet. Das Institut wird demnach an der Warschauer Börse aktuell mit 3,1 Milliarden Euro bewertet; die Commerzbank hält 69,3 Prozent an der M-Bank und könnte damit durch einen Verkauf der Anteile rechnerisch gut zwei Milliarden Euro einnehmen.
Auf der anderen Seite würde Deutschlands zweitgrößte Privatbank bei einer Veräußerung einen Innovationstreiber und eine stabile Ertragsquelle verlieren, wie das "Handelsblatt" schrieb. Im vergangenen Jahr fuhr die M-Bank demnach Erträge in Höhe von 1,1 Milliarden Euro ein und erzielte einen Vorsteuergewinn von 346 Millionen Euro.
Vorgesehen in der neuen Strategie ist auch eine Verschmelzung der Direktbanktocher Comdirect, an der die Commerzbank bereits jetzt einen Anteil von 82 Prozent hält. Dies werde vor dem Hintergrund erwogen, dass sich "durch die fortschreitende Digitalisierung die Geschäftsmodelle der Commerzbank und der Comdirect immer stärker angleichen", erklärte die Bank.
Vorgesehen im Strategieentwurf ist, dass außenstehenden Comdirect-Aktionären ein Angebot gemacht wird, dass "eine Prämie von voraussichtlich 25 Prozent auf den unbeeinflussten Aktienkurs der Comdirect" beinhaltet.
Im April hatte die Commerzbank ihre Fusionspläne mit der Deutschen Bank aufgegeben. Stattdessen will sie sich nun weiter besonders auf das Geschäft mit privaten sowie kleinen und mittleren Unternehmenskunden konzentrieren.
(L.Møller--DTZ)