Deutschland: Zahl der Baugenehmigungen geht zurück
Trotz Wohnungsnot in Städten und Ballungsräumen geht die Zahl der Baugenehmigungen weiter zurück. Von Januar bis Juli wurde der Bau von rund 196.400 Wohnungen genehmigt, ein Rückgang um 3,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag mitteilte. Die Wohnungswirtschaft machte vor allem fehlendes Bauland verantwortlich und kritisierte, Bauherren würden durch Diskussionen um Mietendeckel und Enteignung verschreckt.
In den sieben Monaten bis Juli wurden laut Statistik jeweils rund vier Prozent weniger Zwei- und Mehrfamilienhäuser genehmigt als im Vorjahreszeitraum - die Zahl sank auf rund 12.300 Zweifamilienhäuser und rund 99.300 Mehrfamilienhäuser. Die Genehmigungen für Einfamilienhäuser blieben annähernd gleich; sie gingen von Januar bis Juli um 0,3 Prozent auf rund 53.200 zurück. Mitgezählt in der Statistik werden auch Genehmigungen für Wohnheime und für Baumaßnahmen an bestehenden Gebäuden.
Der Bundesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen (BFW) erklärte, der Wohnungsneubau "steht und fällt" mit der Ausweisung von ausreichend bezahlbarem Bauland durch die Kommunen. "Neue Wohnungen können nur geplant werden, wenn man auch weiß, wo man sie bauen soll", sagte BFW-Präsident Andreas Ibel.
In den sieben bevölkerungsreichsten Städten - Berlin, Hamburg, München, Frankfurt, Köln, Düsseldorf, Stuttgart - falle der Rückgang an Genehmigungen sogar noch drastischer aus, erklärte der Verband: In Hamburg seien die Baugenehmigungen für mehrstöckige Gebäude im ersten Halbjahr um 36 Prozent im Vorjahresvergleich eingebrochen, in Berlin um 13 Prozent.
Hamburg habe zwar vorhandene Flächen aktiviert und die Verfahren bei begonnenen Bauvorhaben beschleunigt, erklärte Ibel. Die ausgewiesenen Baulandflächen seien aber "ausgereizt", die Projekte abgearbeitet. Unabdingbar sei daher, in großem Maßstab neues Bauland für den Wohnungsneubau auszuweisen.
Berlin sei dagegen der "Neubau-Verhinderer Nummer eins" unter den sieben Städten. Die Zahl der Grundstücke, die in Bauland umgewandelt wurden, habe sich in den vergangenen beiden Jahren halbiert. Die Dauer eines Bebauungsplanverfahrens belaufe sich zudem auf durchschnittlich neun Jahre; dann gingen "noch mal ein paar Jahre" für das Genehmigungsverfahren ins Land.
Der Spitzenverband der Wohnungswirtschaft (GdW) mit kommunalen, landes- und bundeseigenen sowie privatwirtschaftlichen Unternehmen als Mitglied forderte von der Politik "endlich wirksame Maßnahmen für schnelleren und günstigeren Wohnungsneubau". Die Genehmigungskapazitäten in den Ämtern müssten erhöht, die Baukosten durch effizienteres Bauen gesenkt werden.
Die Kommunen müssten Baugrundstücke nach Konzept und nicht nach Höchstpreis abgeben. Schließlich seien "dauerhafte steuerliche Verbesserungen" für den Wohnungsbau nötig. "Ständige Diskussionen und übertriebene Regulierungsmaßnahmen" dagegen "bringen uns kein Stück weiter". (M.Dorokhin--DTZ)