Einst mit Häme überzogener Bahnhof Bad Bentheim zum "Bahnhof des Jahres" gekürt
Von "Bad Doofheim" zum Bahnhof des Jahres: Eine Expertenjury hat Bad Bentheim in Niedersachsen zum Bahnhof des Jahres gekürt. Wie der Lobbyverband Allianz pro Schiene am Mittwoch mitteilte, überzeugte der "Bahnhof aus einem Guss" mit einem gelungenen "Gesamtkonzept". Der Bahnhof Bad Bentheim war in der Vergangenheit wegen Problemen während der Umbauphase mit hämischen Kommentaren in den Medien gelandet.
Die Experten lobten vor allem, dass Bad Bentheim mit Busbahnhof, Park&Ride-Platz für Autos und Radstation "alles für einen guten Anschluss" biete. Außerdem überzeuge das renovierte, komfortable Bahnhofsgebäude aus der Kaiserzeit mit verbraucherfreundlichen Informationen, Servicestellen und einem modernen Café. In der Wartehalle wurde ein früheres Fenster des Bahnhofs, an dem sich der Spott entzündet hatte, samt den bissigsten Schlagzeilen ausgestellt.
Während des Bahnhofumbaus 2016 lagen damals die bereits modernisierten Bahnsteige höher als die Wartehalle, weshalb der direkte Zugang durch die Türen nicht mehr möglich war. Stattdessen war ein Umweg um das Gebäude nötig - oder der Zustieg über ein geöffnetes Fenster, was Bad Bentheim Schlagzeilen von "Bad Doofheim" bis zu "Lachnummer" bescherte. Die Jury zeigte sich vom humorvollen Umgang des Bahnhofs, der das alte Fenster des Anstoßes nun ausstellte, "beeindruckt".
Einen Sonderpreis für bürgerschaftliches Engagement bekam der Bahnhof Cuxhaven ebenfalls in Niedersachsen. Dort hatten sich Bürger mit der Gründung einer Genossenschaft für den Erhalt des Bahnhofs eingesetzt. Ergebnis sei ein "lebendiger, attraktiver Bahnhof statt eines weiteren Einkaufszentrums in der Innenstadt", lobte die Jury.
Die Allianz pro Schiene kürt den Bahnhof des Jahres seit 2004. Im vergangenen Jahr hatten Eppstein im Taunus und Winterberg im Hochsauerland gewonnen. Dazu ruft der Verband Bahnkunden auf, ihre Lieblingsbahnhöfe zu nominieren. Die Jury aus Experten von Branchenverbänden prüft diese dann vor Ort unter anderem auf Sauberkeit, Anbindung und Integration in die Stadt, ebenso aber auch auf einen subjektiven Wohlfühlfaktor.
(P.Vasilyevsky--DTZ)