Deutsche Tageszeitung - Rechnungshof warnt vor "besorgniserregender" wirtschaftlicher Entwicklung der Bahn

Rechnungshof warnt vor "besorgniserregender" wirtschaftlicher Entwicklung der Bahn


Rechnungshof warnt vor "besorgniserregender" wirtschaftlicher Entwicklung der Bahn
Rechnungshof warnt vor "besorgniserregender" wirtschaftlicher Entwicklung der Bahn / Foto: ©

Der Bundesrechnungshof warnt eindringlich vor einer "besorgniserregenden wirtschaftlichen Entwicklung" bei der Deutschen Bahn (DB). Bis Ende 2019 werde eine Finanzierungslücke von fast drei Milliarden Euro bestehen, heißt es in einem Bericht an den Haushaltsausschuss des Bundestags. Der Rechnungshof empfiehlt den Verkauf der Logistiktochter Schenker und mahnt die Bundesregierung, endlich ein "tragfähiges Strukturmodell" für die DB zu entwickeln. Auch die Opposition forderte "umfassende Reformen".

Textgröße ändern:

Die wirtschaftliche Lage des staatlichen DB-Konzerns habe sich im Jahr 2018 gegenüber dem Vorjahr weiter verschlechtert, obwohl der Umsatz insbesondere in den bahnfremden Bereichen deutlich gestiegen sei, bilanziert der Rechnungshof. Infolgedessen stieg auch im Jahr 2018 die Verschuldung weiter an.

Bis Ende Juni dieses Jahres habe sich die Lage dann weiter verschlechtert: "Die Nettofinanzschulden haben zum 30. Juni 2019 den vom Haushaltsausschuss festgelegten Grenzwert für den 31. Dezember 2019 überschritten", konstatiert der Rechnungshof, und zwar um 1,5 Milliarden Euro. Der Grenzwert der erlaubten Schulden liegt bei 20 Milliarden Euro.

Dazu kommt noch die laut Rechnungshof bis Jahresende auflaufende Finanzierungslücke von fast drei Milliarden Euro. Sie könne nicht durch eine Neuverschuldung geschlossen werden, ohne die Verschuldungsgrenze zu überschreiten. Die Bahn will ihre Auslandstochter Arriva verkaufen - doch "sollten die Verkaufserlöse die Finanzierungslücke nicht schließen oder der angedachte Verkauf sogar fehlschlagen", dann könne der Konzern seine Investitionen nicht aus eigener Kraft finanzieren.

Dabei stehe die Bahn insbesondere im Schienenverkehr in Deutschland "vor großen Herausforderungen", heißt es im Bericht. Im Bereich Regio gehe der Marktanteil zurück, im Güterverkehr mache die Bahn anhaltende Verluste.

Die schlechte Entwicklung verschärfe den Handlungsbedarf für den Bund als Alleineigentümer, lautet das Fazit des Bundesrechnungshofes. Er müsse endlich seine Ziele für die Bahn konkretisieren und zugleich ein "tragfähiges Strukturmodell" für die Bahn entwickeln. Dazu gehört für den Rechnungshof auch, die Trennung von Netz und Betrieb zu prüfen. Unternehmenszweck sollte demnach das Gemeinwohlinteresse sein - "bahnfremde und ausländische Geschäftstätigkeiten" mit Blick darauf überprüft werden.

Auch der FDP-Bahnexperte Christian Jung forderte, die Bundesregierung dürfe der "Tragödie um die Deutsche Bahn und ihren Vorstand" nicht mehr zusehen. Allein beim Schienengüterverkehr drohten massive Konsequenzen für die Leistungsfähigkeit der deutschen Wirtschaft. Der Vorstand der Bahn "kriegt es einfach nicht hin", sagte Jung AFP.

Sein Fraktionskollege Torsten Herbst forderte "endlich umfassende Reformen". Der FDP-Verkehrsexperte kritisierte "die viel zu komplexe Struktur, die Verzettelung durch Auslandsgeschäfte und die schwerfälligen Abläufe im Bahnkonzern". Auch er forderte die Trennung von Bahnnetz und Zugbetrieb und den Verkauf von Schenker und Arriva.

Der Bahn-Experte der Grünen-Fraktion, Matthias Gastel, forderte zur finanziellen Stabilisierung und Restrukturierung der DB die Übernahme aller finanziellen Risiken beim Projekt Stuttgart 21 durch den Bund. Die Infrastrukturgesellschaften müssten zudem "zwingend" von der Pflicht, Gewinne zu erwirtschaften, befreit werden.

Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) sagte der "Bild"-Zeitung, er erwarte von der Aufsichtsratssitzung in der kommenden Woche "klare Antworten". Er habe dem Bahn-Vorstand den Auftrag erteilt, "die Konzernstrukturen effizienter zu organisieren sowie zu verschlanken".

(M.Dorokhin--DTZ)

Empfohlen

Ex-Diktator von Suriname im Alter von 79 Jahren gestorben

Der frühere surinamische Diktator und später gewählte Präsident Desi Bouterse ist nach Regierungsangaben im Alter von 79 Jahren gestorben. Der amtierende Staatschef des südamerikanischen Landes, Chan Santokhi, sprach Bouterses Angehörigen am Mittwoch sein "aufrichtiges Beileid" aus und rief dessen Anhänger dazu auf, "Würde und Ruhe zu bewahren, den Frieden und die Ordnung aufrechtzuerhalten und im Geiste dieser besonderen Tage zu beten". Bouterse hatte vor seinem Tod versteckt gelebt: Er war vor der Strafverfolgung nach einer Verurteilung wegen der Tötung politischer Gegner geflüchtet.

Aserbaidschanisches Passagierflugzeug in Kasachstan abgestürzt - 28 Überlebende

In Kasachstan ist ein aserbaidschanisches Passagierflugzeug mit 67 Menschen an Bord abgestürzt. Nach jüngsten Angaben des kasachischen Katastrophenschutzministeriums überlebten 28 Menschen den Absturz am Mittwoch, zur genauen Opferzahl wurden zunächst keine Angaben gemacht. Laut dem kasachischen Verkehrsministerium hatte sich die Linienmaschine der staatlichen aserbaidschanischen Fluggesellschaft Azerbaijan Airlines auf dem Weg von Aserbaidschans Hauptstadt Baku nach Grosny in der russischen Teilrepublik Tschetschenien befunden.

American Airlines setzt wegen technischen Problems kurzzeitig alle US-Flüge aus

Die US-Fluggesellschaft American Airlines hat wegen eines technischen Problems am Dienstag vorübergehend alle Flüge innerhalb der Vereinigten Staaten ausgesetzt. American Airlines habe am Morgen "ein technisches Problem" gemeldet und beantragt, dass alle Flüge am Boden bleiben sollten, teilte Bridgett Frey von der US-Luftfahrtbehörde FAA mit. Diese Maßnahme sei inzwischen wieder aufgehoben worden.

Verivox: Preise für Solaranlagen in zwölf Monaten um zehn Prozent gesunken

Solaranlagen für das Eigenheim werden immer günstiger: Der durchschnittliche Preis für Einfamilienhaus-Photovoltaikanlagen sank nach Angaben der Vergleichsportale Verivox und Selfmade Energy innerhalb der letzten zwölf Monate um rund zehn Prozent. Damit habe sich dieser Preis um über 1650 Euro verbilligt, erklärte Verivox am Dienstag.

Textgröße ändern: