Merkel nimmt bei Eröffnung der Automesse IAA die Branche in die Pflicht
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat bei der Eröffnung der Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) in Frankfurt am Main an die Verantwortung der Autobauer appelliert. Deutschlands "hohe Mobilität hat ihren Preis, wenn nicht effizientere, klimafreundlichere Fahrzeuge hergestellt werden", mahnte sie. Die europäischen Klimaziele für 2030 seien gleichzeitig eine "Riesenherausforderung".
Diese Ziele zu erreichen, "ist eine Herkulesaufgabe für Sie und für uns", sagte Merkel an die Autohersteller gerichtet. Seit 1990 sei "keinerlei CO2-Reduktion in der Gesamtmenge des Verkehrs" erreicht worden, zusätzlich hätten unzulässige Abschalteinrichtungen mitten in einem "riesigen Wandel" der Mobilität zu einem Vertrauensverlust bei den Kunden geführt. Doch auch Erzeugung von Strom für Elektroautos muss laut Merkel noch nachhaltiger werden: "Wir sind noch weit davon entfernt, 100 Prozent erneuerbare Energien zu haben."
Der Präsident des Verbands der Automobilindustrie (VDA), Bernhard Mattes, sprach von der "tiefgreifendsten Transformation, die unsere Branche jemals bewältigen musste". Er gab zu: "Ja, zu viele Fahrzeuge in der Stadt beeinträchtigen unsere Lebensqualität durch Lärm, Abgase und Flächenverbrauch." Überregulierungen seien aber keine Lösung; Verbotsdiskussionen gefährdeten "die Akzeptanz und damit den Erfolg der Transformation". Außerdem kritisierte der VDA-Präsident, der Ausbau erneuerbarer Energien und der "Ladeinfrastruktur im öffentlichen Raum" gehe zu langsam voran.
Die IAA steht in diesem Jahr stark unter Druck. Die Zahl der Aussteller sank von knapp 1000 auf der letzten IAA 2017 auf gut 800 in diesem Jahr, auch die Ausstellungsfläche ist etwa 16 Prozent kleiner. "Es geht nicht mehr um Quadratmeter, sondern um mediale Reichweite", hatte Mattes vor der Eröffnung gesagt. Diese mediale Aufmerksamkeit wollen auch Autogegner nutzen, die für das Wochenende massive Proteste gegen die Klimabelastung durch die Autoindustrie angekündigt haben.
Auf der IAA-Eröffnung sprachen auch Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) und der Chef des US-Technologieunternehmens Waymo, John Krafcik. Einen Auftritt von Frankfurts Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD) gab es anders als in den Vorjahren dagegen nicht - er wurde nach eigenen Angaben explizit ausgeladen. Feldmann sagte dem HR, er führe dies auf seine geplante kritische Rede zurück. "Ich hab’ schon das Gefühl, dass das da nicht so gut angekommen ist, dass man sich schon nicht so darüber gefreut hat, was ich schon vor zwei Jahren gesagt habe."
Feldmann betonte, er sei nicht "Anti-IAA". Er sei aber dafür, die Messe tatsächlich als Plattform für die Synergien der verschiedenen Mobilitätskonzepte zu nutzen. In der Auseinandersetzung der verschiedenen Verkehrssysteme könne die IAA eine große Rolle spielen.
(A.Stefanowych--DTZ)