Autobauer gehen auf der IAA in die Elektro-Offensive
Auf der diesjährigen Automesse IAA gehen die deutschen Hersteller in die Elektro-Offensive: Nachdem Volkswagen am Montagabend bereits seinen neuen elektronischen Hoffnungsträger ID.3 präsentiert hatte, zeigten am Dienstag zum Start der IAA-Pressetage auch Audi, BMW und Co. ihre Modelle. Der ADAC warnte indes davor, im Elektroauto ein "Allheilmittel" für die Mobilität der Zukunft zu sehen. Greenpeace machte die Autoindustrie für fast ein Zehntel aller Treibhausgase verantwortlich.
Mit dem ID.3 gebe es erstmals ein E-Auto mit Eigenschaften, "die es sehr schwer machen, sich gegen dieses Elektrofahrzeug zu entscheiden", sagte VW-Chef Herbert Diess der Nachrichtenagentur AFP. Er betonte unter anderem die schnelle Ladefähigkeit und den "attraktiven Preis" von 29.900 Euro für das Basis-Modell. "Wir sind sehr sicher dass es funktionieren wird", sagte Diess.
Gleichwohl sagte der VW-Chef, der Konzern habe angesichts des Abgasskandals mit manipulierter Software "noch einen großen Vertrauensverlust bei unseren Kunden, den wir erst über Jahre wieder gutmachen können". Er glaube, dass VW Fortschritte dabei mache, dieses Vertrauen zurückzugewinnen. Das Thema Diesel werde den Konzern aber "noch eine Zeit begleiten", sagte Diess zu AFP.
Der Autobauer BMW lobte auf der IAA das Ziel aus, bis Ende 2021 insgesamt eine Million elektrifizierte Fahrzeuge auf die Straße gebracht zu haben. Außerdem erwartet das Unternehmen eine steigende Nachfrage nach Brennstoffzellen-Fahrzeugen und kündigte an, 2022 eine Testflotte von Fahrzeugen mit dieser Technologie auf die Straße zu bringen.
Der Hersteller Opel sieht hingegen trotz der Fokussierung auf die Elektromobilität das Ende der Dieseltechnologie noch nicht gekommen: "Die Zeit, wo alle gesagt haben, der Diesel bricht zusammen, die ist jetzt vorbei", sagte Firmenchef Michael Lohscheller in Frankfurt. "Der Diesel is alive."
ADAC-Präsident August Markl warnte davor, im Elektroauto ein "Allheilmittel" zu sehen. Auch klassische Verbrenner ließen sich "sehr wohl emissions- und verbrauchsarm weiterentwickeln", sagte Markl der "Neuen Osnabrücker Zeitung". "Langfristig müssen wir uns aber vermutlich von den klassischen Verbrennern, die fossile Brennstoffe nutzen, verabschieden."
Um die Antriebswende zu meistern, seien aber auch andere Ansätze als die E-Mobilität denkbar, sagte der ADAC-Präsident. "Wir sollten über Alternativen wie Wasserstoff oder synthetische Kraftstoffe nachdenken und auch darüber sprechen." Schließlich sei die Herstellung der für die E-Autos benötigten Batterien auch längst noch nicht frei von Problemen. Gleiches gelte für die Rohstoffgewinnung sowie für die für das Laden der E-Autos genutzten Stromquellen. Der Strommix und auch das Ladenetz müssten "besser werden".
"Wenn irgendwann alles stimmt, also vom Bau der Batterie über deren Entsorgung und bis zur Stromerzeugung, dann erst können wir sagen, dass die Vorteile der Elektromobilität überwiegen", sagte der ADAC-Präsident. "Aber an dem Punkt sind wir noch nicht."
Greenpeace kritisierte unterdessen, die Automobilbranche habe 2018 einen CO2-Fußabdruck von umgerechnet 4,8 Milliarden Tonnen hinterlassen. Das entspreche "neun Prozent der globalen Treibhausgas-Emissionen". Greenpeace demonstrierte am Dienstag mit einem überdimensionalen Ballon mit der Aufschrift "CO2" vor der Messe in Frankfurt.
Der Fußabdruck von Volkswagen war demnach mit umgerechnet 582 Millionen Tonnen der schlechteste aller untersuchten Hersteller; er basierte aber auch auf der größten verkauften Flotte von 10,8 Millionen Fahrzeugen. Daimler und BMW (161 bzw. 136 Millionen Tonnen) kamen am besten weg, verkauften demnach aber auch lediglich 2,7 beziehungsweise 2,5 Millionen Fahrzeuge. Greenpeace bezog sich auf eine eigene Untersuchung.
(L.Møller--DTZ)