Bankenverband erwartet auch bei hartem Brexit kein Chaos bei Geschäftsabwicklung
Der Bundesverband deutscher Banken erwartet auch bei einem harten Brexit keine massive Störung der Geschäftsabwicklung im Finanzsektor. Die Branche bereite sich seit mehr als einem Jahr intensiv auf diesen schlimmsten Fall vor, sagte Verbandspräsident Andreas Krautscheid am Dienstag in Brüssel. "Wir sind uns (...) ziemlich sicher, dass da nichts anbrennen sollte." Die Kunden könnten künftig "aus Frankfurt oder aus anderen Teilen Europas gut bedient" werden.
Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte im August in ihrem Monatsbericht allerdings kritisiert, dass viele Banken in Europa noch unzureichend auf den für Ende Oktober geplanten EU-Austritt Großbritanniens vorbereitet seien. Sie haben demnach wesentlich weniger Geschäfte, Funktionen und Mitarbeiter von London auf das europäische Festland verlegt als ursprünglich vorgesehen.
Krautscheid schloss nicht aus, dass "die eine oder andere ausländische Bank" bei den Brexit-Vorbereitungen "gepokert" und mit der Verlagerung von Geschäften bis zum letzten Moment gewartet habe. In Deutschland habe die Finanzaufsicht Bafin aber von Anfang an sehr klar gemacht, dass sie keine bloßen "Briefkästen" dulden werde, sondern die Institute mit Personal und Technik umziehen müssten.
Der Verbandspräsident verwies darauf, dass inzwischen 45 Banken und Finanzinstitute von London Geschäfte nach Frankfurt am Main verlegt hätten. "Um die 20 auch ihren Sitz." Finanziell gehe es dabei für den wichtigsten deutschen Finanzplatz um "sehr, sehr große Größenordnungen".
Auch wenn Frankfurt vom Brexit profitiere, "hätten wir uns diesen Worst Case gerne erspart", sagte Krautscheid. "Das löst Unsicherheit aus, ist kostentreibend" und trage auch zu einer "Fragmentierung des europäischen Kapitalmarktes" bei.
Er forderte deshalb die neue EU-Kommission auf, die Vollendung der europäischen Kapitalmarktunion zu einer Priorität zu machen. Hier habe es seit 2016 kaum mehr Fortschritte gegeben. Für Kunden und Institute gebe es in Europa weiter "jede Menge Hürden", um grenzüberschreitend Geschäfte zu machen.
(L.Møller--DTZ)