Unternehmen in Deutschland schätzen Lage erneut schlechter ein
Die Unternehmen in Deutschland bewerten ihre wirtschaftliche Lage derzeit so schlecht wie seit fast sieben Jahren nicht mehr. Der Ifo-Geschäftsklimaindex fiel im August von bereinigt 95,8 Punkten auf 94,3 Punkte, wie das Münchner Forschungsinstitut am Montag mitteilte. Das ist der niedrigste Wert seit November 2012. "Die Anzeichen für eine Rezession in Deutschland verdichten sich", sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest.
Für den Index befragt das Ifo-Institut monatlich rund 9000 Unternehmen. Dabei werden sie gebeten, ihre gegenwärtige Geschäftslage zu beurteilen und ihre Erwartungen für die nächsten sechs Monate einzuschätzen. Die Antworten sind aktuell in allen Wirtschaftsbereichen pessimistisch.
Vor allem im verarbeitenden Gewerbe "ist der Rückgang des Geschäftsklimaindikators nicht aufzuhalten", erklärte Fuest. "Ein ähnlicher Pessimismus unter den Industriefirmen war zuletzt im Krisenjahr 2009 zu beobachten." Lichtblicke zeigten sich in keiner deutschen Schlüsselindustrie.
Bei den Dienstleistern verschlechterten sich laut Ifo sowohl die Einschätzung der Geschäftslage als auch die Zukunftsaussichten. Auch im Handel gaben demnach beide Indizes nach. "Treiber des Rückgangs war vor allem der Großhandel", sagte Fuest.
Und auch im Bauhauptgewerbe, das im Vormonat noch als "positive Ausnahme" galt, verschlechtert sich das Geschäftsklima laut Ifo leicht. Die Baufirmen zeigten sich demnach "etwas weniger zufrieden mit ihrer aktuellen Lage", auch wenn sie für die kommenden Monate nach wie vor von einer "sehr guten Geschäftslage" ausgingen.
Die deutsche Wirtschaftsleistung war im zweiten Quartal um 0,1 Prozent im Vergleich zum Vorquartal geschrumpft. Sollte es im dritten Quartal erneut zu einem Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) kommen, würden Experten von einer Rezession sprechen. Nach Einschätzung der Bundesbank könnte die gesamtwirtschaftliche Leistung zwischen Juli und Oktober tatsächlich "erneut leicht zurückgehen".
(W.Uljanov--DTZ)