Trump erklärt sich selbst zum "Auserwählten"
Dass er die höchste Meinung von sich selbst hat, stellt Donald Trump immer wieder unter Beweis. Aber nun hat der US-Präsident die Selbstbeweihräucherung auf die Spitze getrieben und sich selbst als "Auserwählten" bezeichnet - eine Bezeichnung mit religiösen Bezügen. Auf den selbsterklärten Erlöser gingen daraufhin sogleich Spott und Wut aus den Reihen seiner Widersacher nieder.
Die Selbstverklärung geschah, als Trump am Mittwoch im Garten des Weißen Hauses zu Reportern sprach. Es ging um den den Handelskonflikt mit China. "Das ist nicht mein Handelskrieg", sagte Trump. "Das ist ein Handelskrieg, der schon lange von anderen Präsidenten hätte geführt werden müssen. Jemand musste es machen." Dann blickte der Präsident mit ausgebreiteten Armen hinauf zum Himmel und sagte: "Ich bin der Auserwählte."
Die Bemerkung und Pose wirkten wie ein Scherz - doch die Erfahrung lehrt, dass in Trumps Scherzen oft zumindest ein Stück Ernst steckt. Schon kurz zuvor hatte er sich in einer Twitter-Botschaft selbst quasi-religiöse Weihen verliehen. Darin verbreitete er eine Trump-Eloge des konservativen Radiomoderators Wayne Allyn Root, der schwärmte: "(...) die jüdischen Menschen in Israel lieben ihn, als ob er der König von Israel ist. Sie lieben ihn, als ob er die Wiederkunft Gottes ist."
Passend zu dieser Analogie zwischen Trump und dem Messias wetterte der Präsident gegen jüdische US-Wähler, welche die oppositionellen Demokraten unterstützen, und warf ihnen "große Illoyalität" vor. Die Kolumnistin Gail Collins merkte unter dem Titel "Trump wird göttlich" sarkastisch in der "New York Times" an: "Bei dieser Art von Selbstbild könnte man verstehen, dass der Präsident der Meinung ist, jede Art von Kritik stinkt nach Blasphemie."
Auch aus den Onlinenetzwerken hagelte es Spott auf den Präsidenten mit dem vermeintlichen Glorienschein nieder. Diverse Nutzer geißelten ihn als "falschen Propheten". In einem Twitter-Account namens "@DailyTrumpBible" wurden Bibelverse parodiert: "Und so ward Trump zum größten König von Israel ausgerufen, und die Menschen liebten Ihn wie die Wiederkunft Gottes. Und der Erlöser erging sich in höchsten Frohlockungen auf Twitter."
Allerdings ist Trump als Erlöserfigur für viele US-Wähler alles andere als ein Witz. Zwar führt der Präsident nicht gerade einen frommen Lebensstil, er geht eher selten in die Kirche und ist den irdischen Freuden überaus zugetan. Und dennoch genießt er breiten Rückhalt unter konservativ-evangelikalen Gruppierungen. Viele dieser Wähler sehen ihn ihm ein Werkzeug Gottes, um sich - etwa mittels der Installierung konservativer Richter - der aus ihrer Sicht sündhaften Linken entgegenzustemmen.
So manche konservative Geistliche haben die religiöse Verklärung Trumps betrieben. Der Pastor und Fernsehkommentator Robert Jeffress etwa rief laut einem Bericht des Magazins "Politico" im Juli 2017 bei einer Versammlung seiner First Baptist Church aus: "Millionen von Amerikanern glauben, dass Gott uns durch die Wahl von Präsident Trump eine weitere Chance - vielleicht unsere letzte Chance - gegeben hat, Amerika wahrhaftig wieder großartig zu machen."
Trump braucht die evangelikale Wählerschaft, um im November 2020 wiedergewählt zu werden. Seine pseudo-religiösen Selbstbeweihräucherungen sind mutmaßlich deshalb nicht zuletzt als Botschaften an diese Wählergruppen gedacht.
Auch Trump-Mitarbeiter haben in den vergangenen Monaten den Präsidenten zum Instrument des Herrn deklariert. Ihrer Ansicht nach habe Gott "gewollt, dass Donald Trump Präsident wird, und das ist der Grund, warum er hier ist", sagte die frühere Präsidentensprecherin Sarah Sanders im Februar. Und Trumps Wahlkampfmanager Brad Parscale twitterte im April über seinen Chef: "Nur Gott konnte unserer Nation einen solchen Erlöser überbringen, und nur Gott konnte mir erlauben zu helfen. Gott segne Amerika!"
(P.Vasilyevsky--DTZ)