Deutsche Luftfahrt soll nachhaltiger und klimaschonender werden
Die deutsche Luftfahrt soll in Zukunft umweltschonender und nachhaltiger werden, zugleich aber international wettbewerbsfähig bleiben und sichere Arbeitsplätze bieten: Zu diesen Zielen haben sich Politik, Wirtschaft und Gewerkschaften bei der ersten nationalen Luftfahrtkonferenz bekannt. Das am Mittwoch unterzeichnete Leipziger Statement soll auch Grundlage für eine Überarbeitung der Luftfahrtstrategie der Bundesregierung sein. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) kündigte bis Jahresende eine nationale Wasserstoffstrategie an.
"Wir wollen technologieoffen an die Dinge herangehen", sagte Merkel bei der Veranstaltung am Flughafen von Leipzig und verwies darauf, dass die "Potenziale von Wasserstoff auch für die Luftfahrt längst nicht erschlossen" seien. Mit der Konferenz zeige die Bundesregierung auch, dass sie sich Themen wie Innovation, Standort- und Arbeitsbedingungen verpflichtet fühle - "da wir wissen, dass der Rest der Welt nicht schläft". Grundsätzlich lege die Bundesregierung bei der Luftfahrt der Zukunft einen Schwerpunkt auf Effizienz und Nachhaltigkeit.
In dem sogenannten Leipziger Statement erklären die Unterzeichner ihren Willen, umwelt- und klimaschonende Technologien, Digitalisierung und neue Mobilität voranzutreiben. Ziel sei ein CO2-neutrales Fliegen. Gleichzeitig sollen der Luftfahrtstandort Deutschland und die Arbeitsplätze in der Branche nachhaltig gesichert werden.
Zu den Unterzeichnern gehörten die Minister für Wirtschaft und Verkehr, Peter Altmaier (CDU) und Andreas Scheuer (CSU), Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU), der Präsident des Bundesverbandes Deutsche Luft- und Raumfahrtindustrie, Klaus Richter, IG-Metall-Chef Jörg Hofmann und Verdi-Vorstand Christine Behle.
Altmaier würdigte den Schulterschluss zwischen Politik, Wirtschaft und Gewerkschaften. Er hob die Bedeutung "ökoeffizienter Technologien" sowohl für mehr Umwelt- und Klimaschutz als auch für Wachstum, Beschäftigung und internationalen Markterfolg hervor: "Elektrisches und hybrid-elektrisches Fliegen" nannte er "zentrale Elemente strategischer Industriepolitik". Sein Haus werde dazu beitragen, dass die entsprechenden Technologien rechtzeitig zum Entwicklungsstart für die nächste Flugzeuggeneration bereitstünden, versicherte der CDU-Minister.
Verkehrsminister Scheuer betonte, sein Ministerium wolle "fördern statt verbieten" sowie saubere und synthetische Kraftstoffe billiger machen. Er setzte sich dafür ein, dass die Einnahmen der Luftverkehrssteuer für Forschung, Innovation und Klimaziele genutzt werden. Ziel sei eine Technik, "mit der genauso viel CO2 in den Kraftstoff rein geht wie hinten aus dem Triebwerk rauskommt", sagte der Minister. "Ich will nicht, dass das Billig-Fliegen siegt."
Derweil forderte der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL), der die Leipziger Erklärung ebenfalls unterzeichnet hat, von der Bundesregierung einen Zeitplan für die Produktion von regenerativem Kraftstoff. "Als Ziel sollten wir uns nehmen, bis 2030 zu ersten Fortschritten gekommen zu sein", sagte BDL-Hauptgeschäftsführer Matthias von Randow dem Radiosender SWR. Nur durch einen regenerativen Kraftstoff ließen sich die Kohlendioxid-Emissionen beim Flug "nahezu auf null" senken.
Lufthansa-Chef Carsten Spohr zog eine positive Wirkung einer möglichen Kerosinsteuer auf das Klima unterdessen in Zweifel. Der Konzernchef warnte in der "Süddeutschen Zeitung" vom Mittwoch, der Luftverkehr würde dann nur in andere Länder verlagert. Fluggesellschaften würden im Ausland tanken, wo eine solche Steuer nicht erhoben werde. Allerdings könne der CO2-Ausstoß langfristig um zehn Prozent gesenkt werden, wenn synthetischer Treibstoff in großen Mengen hergestellt würde.
Der Sprecher für Luftverkehr der Linksfraktion, Jörg Cezanne, forderte eine Reduzierung des Luftverkehrs zum Schutz des Klimas. Das gehe am leichtesten durch Verlagerung der Kurz- und Mittelstrecken auf die Bahn, erklärte Cezanne.
(Y.Ignatiev--DTZ)