Berufswahl junger Menschen noch immer von klassischen Rollenbildern geprägt
Mechatroniker und Friseurin: Die Berufswahl junger Menschen ist noch immer von klassischen Rollenbildern geprägt - zunehmend lösen sich Jugendliche aber von Klischees. Das ist das Ergebnis einer Untersuchung des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK) zu den Ausbildungsberufen von Jungen und Mädchen. Demnach sind sich wandelnde Rollenbilder "punktuell erkennbar". Gebremst werde die Entwicklung dadurch, dass Jugendliche die Bandbreite der Ausbildungsberufe unterschätzten.
Als Grundlage der Auswertung, über die zuerst die Funke Mediengruppe berichtet hatte, dienten dem DIHK Angaben des Statistischen Bundesamts sowie des Bundesinstituts für Berufsbildung zu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen in den vergangenen Jahren. Demnach lagen bei den Männern 2018 ebenso wie im Vorjahr die Berufe Kfz-Mechatroniker, Elektroniker und Fachinformatiker unangefochten auf den vorderen Plätzen. Bei den Frauen waren es unverändert Kauffrau für Büromanagement, Medizinische Fachangestellte und Zahnmedizinische Fachangestellte.
Im Vergleich der zehn beliebtesten Ausbildungsberufe des einen Geschlechts zur Nachfrage des jeweils anderen Geschlechts gab es aber Veränderungen. So stieg bei den Mädchen die Ausbildung zur Fachinformatikerin von Rang 42 im Jahr 2017 auf Rang 33 im Jahr 2018. Der Beruf der Kraftfahrzeugmechatronikerin stieg in der Beliebtheit von Rang 43 auf Rang 36.
Außerdem wollen immer mehr Jungen den Beruf des Zahnmedizinischen Fachangestellten ergreifen. Die Ausbildung rückte von Rang 127 im Jahr 2017 auf Rang 113 im vergangenen Jahr. Auch die Friseursalons konnten sich zuletzt über mehr männliche Azubis freuen: Der bei den Mädchen äußerst beliebte Beruf stieg von Rang 37 im Jahr 2017 auf Rang 35 im Jahr 2018 - gegenüber 2016 ist der Sprung noch deutlicher, da lag Friseur in der Gunst der Männer noch auf Rang 41.
"Die Berufsvorstellungen von Jugendlichen ändern sich zwar langsam, aber sie ändern sich", sagte der stellvertretende DIHK-Hauptgeschäftsführer Achim Dercks zu den Zahlen. Die Unternehmen könnten bei der Fachkräftesicherung "auf sich wandelnde Rollenbilder hoffen".
Nachholbedarf gebe es aber bei der Aufklärung der Jugendlichen über die Vielfalt der Berufe. Dercks beklagte, dass immer noch zu viele Jugendliche "nur die Top Ten der Ausbildungsberufe kennen". Deshalb schränkten Mädchen und Jungen ihre Berufswahl oft ein, obwohl es mehrere hundert Ausbildungen gebe. "Interessante Chancen" würden dadurch oft gar nicht erst ergriffen, gab Dercks zu bedenken.
Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) mahnte, die Betriebe müssten "mehr tun, um jungen Frauen und Männern eine Berufsorientierung frei von Rollenklischees zu ermöglichen". Nötig seien deshalb schulische und betriebliche Angebote zur gendersensiblen Berufsorientierung.
(L.Møller--DTZ)