Thyssenkrupp macht 170 Millionen Euro Verlust in neun Monaten
Thyssenkrupp machen die Absage der Stahlfusion mit dem indischen Tata-Konzern und der Konzernumbau weiter zu schaffen. In den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres 2018/2019 betrug der Nettoverlust 170 Millionen Euro. Der Industriekonzern hatte im gleichen Zeitraum des vorigen Geschäftsjahres noch 229 Millionen Euro Gewinn gemacht. Für den aktuellen Jahresabschluss erwartet er weiterhin rote Zahlen.
Auftragseingang und Umsatz seien jeweils leicht auf mehr als 30 Milliarden Euro gestiegen, teilte das Essener Unternehmen am Donnerstag mit. Zu dieser positiven Entwicklung hätten "allein die Industriegütergeschäfte beigetragen".
Dagegen seien die Geschäfte mit Autokomponenten und Werkstoffen schlecht gelaufen. Die "zunehmend schwächere weltwirtschaftliche Dynamik" und eine Rückstellung in Erwartung einer Kartellstrafe aus Brüssel wegen Preisabsprachen machten sich zusätzlich bemerkbar.
"Mit der Geschäftsentwicklung in den ersten neun Monaten können wir insgesamt nicht zufrieden sein", sagte Vorstandschef Guido Kerkhoff. "Unsere Maßnahmenpläne greifen. Die Auswirkungen der aktuell schwachen Autokonjunktur und die Entwicklung der Erzpreise haben wir damit aber nicht kompensieren können."
Im Mai hatte die Konzernspitze eine strategische Neuausrichtung in allen Bereichen beschlossen. Die Struktur soll demnach bereits im kommenden Jahr "schlanker, schneller, einfacher und flexibler" sein. Vor diesem Hintergrund will das Unternehmen nicht nur die Verwaltungskosten senken, sondern stellt nach eigenen Angaben auch nicht wettbewerbsfähige Bereiche auf den Prüfstand.
Betroffen seien die Automobilzulieferung und die Herstellung von sogenanntem Grobblech. "Für eine Weiterentwicklung sehen wir durchaus Chancen, aber nicht notwendigerweise unter dem Dach von Thyssenkrupp", sagte Kerkhoff. "Dass Geschäfte ohne klare Perspektive dauerhaft Geld verbrennen und damit Wert vernichten, den andere Bereiche erwirtschaftet haben, wird es jedenfalls in Zukunft nicht mehr geben."
Wegen der Restrukturierung verwies Thyssenkrupp auch auf "den bereits im Mai angekündigten Abbau von 6000 Stellen", 4000 davon sollen in Deutschland wegfallen. Details will das Unternehmen bis Ende des Jahres nennen. Ende Juni hatte es weltweit über 160.000 Mitarbeiter.
Vor "besonderen Herausforderungen" stehe die Stahlproduktion, in der 2000 Stellen gestrichen werden sollen. Im Juni hatte die EU-Kommission die Stahlfusion von Thyssenkrupp und dem indischen Tata-Konzern untersagt.
Neben hohen Rohstoffkosten beklagen die Essener Importdruck und eine gesunkene Nachfrage in dem Bereich. Die Vorbereitungen für den Börsengang des Aufzuggeschäfts liefen indes nach Plan. "Je nach Kapitalmarktumfeld" strebt der Konzern den Abschluss "im Laufe des Geschäftsjahres 2019/2020 an".
(W.Uljanov--DTZ)