Chinas Exporte legen im Juli trotz Handelskonflikts überraschend zu
Trotz des Handelskonflikts mit den USA haben Chinas Exporte im Juli zugelegt. Wie die chinesische Zollbehörde am Donnerstag mitteilte, stiegen die Ausfuhren im Vergleich zum Vorjahresmonat um 3,3 Prozent. Analysten hatten angesichts des sich abschwächenden Wirtschaftswachstums mit einem erneuten Rückgang gerechnet. Im Juni waren die Exporte im Jahresvergleich noch um 1,3 Prozent gesunken. Die jüngsten Verschärfungen im Zollstreit dürften sich künftig aber stärker auf die Exporte auswirken.
Einen erneuten deutlichen Rückgang gab es nach Angaben der Behörden bei den Importen: Die Einfuhren sanken im Juli um 5,6 Prozent, nachdem sie im Juni um 7,3 Prozent zurückgegangen waren. Damit wurden den dritten Monat in Folge weniger Waren nach China eingeführt als im Jahr zuvor.
Allerdings hatten Beobachter bei den Importen mit einem noch stärkeren Rückgang gerechnet. Denn Chinas Wirtschaft war im zweiten Quartal mit einem Anstieg des Bruttoinlandsproduktes um 6,2 Prozent so wenig gewachsen wie seit fast drei Jahrzehnten nicht mehr.
Der von US-Präsident Donald Trump immer wieder kritisierte Handelsüberschuss Chinas blieb im Juli mit insgesamt 45,05 Milliarden Dollar (rund 40,2 Milliarden Euro) ungefähr stabil, im Juni hatte er 44,23 Milliarden Dollar betragen. Allein im Handel mit den USA betrug der Überschuss 27,97 Milliarden Dollar. Damit schrumpfte er jedoch, im Juni hatte das Plus 29,9 Milliarden Dollar betragen.
Belastet wird die chinesische Wirtschaft vor allem durch den Handelsstreit mit den USA. Trump wirft China unfaire Handelspraktiken zulasten von US-Unternehmen und den Diebstahl geistigen Eigentums vor. Er hat deshalb eine Strafzollspirale in Gang gesetzt, die inzwischen einen großen Teil aller Importe aus China in die USA betrifft.
Die chinesischen Exporte speziell in die USA sanken im Juli im Vergleich zum Vorjahresmonat um 6,5 Prozent. Noch deutlicher gingen die Importe aus den USA zurück: Sie sackten um 19,1 Prozent ab.
Erst vor wenigen Tagen hatte Trump im Handelsstreit mit China weiter an der Zollschraube gedreht und neue Strafzölle auf chinesische Importe ab September angekündigt. Damit wären dann praktisch alle Einfuhren aus der Volksrepublik mit Zöllen belegt. Trump begründete sein Vorgehen vor allem mit dem Vorwurf, dass China seinen Worten, mehr Agrarprodukte aus den USA zu kaufen, keine Taten folgen lasse.
Diese neuen Sanktionen könnten sich nach Meinung von Experten dann deutlicher auf die Exporte der Volksrepublik auswirken - trotz der chinesischen Reaktion, den Yuan abzuwerten. "Früher oder später" würden die Ausfuhren dadurch unter Druck geraten, sagte der Analyst Julian Evans-Pritchard von Capital Economics. Das liege auch an der derzeitigen allgemeinen Zurückhaltung der Nachfrage aus dem Ausland.
Auch Betty Wang vom Analyseinstitut ANZ Research rechnet damit, dass die zusätzlichen Zölle auf chinesische Produkte bis zum Jahresende die Handelsperspektiven des Landes trüben dürften. Abmildernd könnten dabei die Ausfuhren in den Rest der Welt - außer die USA - wirken, sagte sie.
(M.Dorokhin--DTZ)