Erbitterter Handelsstreit zwischen Japan und Südkorea entbrannt
Zwischen Japan und Südkorea ist ein handfester Handelsstreit entbrannt: Beide Länder kündigten am Freitag nacheinander an, sich gegenseitig von ihrer Liste bevorzugter Handelspartner zu streichen. Zunächst erklärte der japanische Handelsminister Hiroshige Seko, die Regierung habe bei einem Kabinettstreffen eine Überarbeitung des Gesetzes zur Exportkontrolle beschlossen. Südkorea, "die einzige asiatische Nation" auf der weißen Liste, werde davon nun ausgeschlossen.
Tokio begründete den Schritt mit Bedenken der nationalen Sicherheit und warf Seoul vor, Exportregeln zu verletzen. Für hunderte als heikel eingestufte Produkte, die für militärische Zwecke genutzt werden könnten, sollen damit nach Angaben aus Tokio ab Ende August schärfere Exportkontrollen gelten. Experten schätzen die Auswirkungen auf die südkoreanische Wirtschaft allerdings als gering ein und sehen in den Beschränkungen vielmehr einen symbolischen Effekt.
Hintergrund der Streitigkeiten ist Japans brutale Kolonisierung Koreas von 1910 bis 1945. Gerichte in Südkorea urteilten kürzlich, japanische Firmen müssten Zwangsarbeiter entschädigen. Tokio erklärte, diese Frage sei schon vor Jahrzehnten abschließend geklärt worden und erschwerte vor einem Monat bereits den Export bestimmter Güter nach Südkorea, die dort für die Produktion von Halbleiterchips und Smartphones genutzt werden.
Nun spitzt sich der Streit zu. Südkorea reagierte am Freitag erbost auf die angekündigte Streichung von der weißen Liste und sprach von einer "unverantwortlichen" und "egoistischen" Maßnahme. Dies werde "enorme Schäden" für die globale Wirtschaft mit sich bringen und die Versorgungskette gefährden, sagte Präsident Moon Jae In im südkoreanischen Fernsehen. Die japanische Regierung trage die Verantwortung dafür, was nun passiere.
Die südkoreanische Regierung kündigte Vergeltungsmaßnahmen an und ließ auch nicht lange damit auf sich warten. Nur wenige Stunden nach der Ankündigung aus Tokio sagte Finanzminister Hong Nam Ki, Japan werde nun ebenfalls von der Liste der bevorzugten Handelspartner gestrichen. Japans Handeln untergrabe die "Beziehung des Vertrauens und der Kooperation", die beide Länder aufgebaut hätten, "erheblich".
Gleichzeitig rief Südkorea die japanische Regierung aber auch auf, den Streit gemeinsam auf diplomatischem Weg zu lösen. Die beiden Länder sind enge Verbündete der USA - angesichts der Bedrohung aus Nordkorea und der aufstrebenden Volkswirtschaft China in der Region.
(W.Budayev--DTZ)